ÖSTERREICH-Talk

Portisch: Trump ist ein Super-Populist

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Journalisten-Legende Hugo Portisch im ÖSTERREICH-Interview über Donald Trump.

Österreichs Journalisten-Legende Hugo Portisch (Österreich I, Österreich II) wird am 19. Februar 90. Bereits heute kommt eine Neufassung seines Buches Aufregend war es immer - wie viele Publikationen Portischs eine leidenschaftliche Hommage an ein starkes Europa - im Salzburger Ecowin-Verlag heraus. ÖSTERREICH führte mit dem großen Kosmopoliten und Humanisten, der den heimischen Journalismus geprägt hat wie kein Zweiter, folgendes Interview.

ÖSTERREICH: Zu Ihrem 90er kommt eine erweiterte Ausgabe Ihres jüngsten Buches "Aufregend war es immer" heraus. Ihr Geburtstagswunsch?
PORTISCH: Nein. Mein Verleger hat die Idee gehabt -und ich habe sofort zugestimmt.

ÖSTERREICH: Eines der neuen Kapitel schildert eine Reise nach Großbritannien, als es noch um den EU-Beitritt ging. Jetzt wird der Brexit eingeleitet. Ein Schock für Sie als passionierten Europäer?
PORTISCH: Natürlich. Denn der Brexit zeigt, dass man solche schwerwiegenden Fragen nicht Volksabstimmungen unterwerfen kann. Volksabstimmungen geben Populisten die Möglichkeit, die Vorurteile der Menschen zu bestätigen. Eine so gravierende Angelegenheit wie die Loslösung Englands von Europa hätten Politiker parlamentarisch erarbeiten müssen.

ÖSTERREICH: Apropos Populismus: Wie schätzen Sie den Start des neuen US-Präsidenten Donald Trump ein?
PORTISCH: Trump ist als gewählter Präsident genau das geblieben, was er auch als Wahlkämpfer war -ein Super-Populist! Er setzt als Staatschef den Wahlkampf fort. Und er glaubt auch, dass die ganze Welt mit Wahlkampfparolen zu regeln ist.

ÖSTERREICH: Wechseln wir zur Innenpolitik: Wie haben Sie die Regierungskrise miterlebt? Sind Sie froh über den neuen Koalitionspakt? Oder hätten Sie lieber Neuwahlen gesehen?
PORTISCH: Momentan wäre ich über Neuwahlen nicht froh gewesen. Denn es ist allerorts ein Klima des Populismus zu spüren. Insbesondere auch mit dem Sieg des Super-Populisten Trump! Was alle Populisten in Europa ja mit besonderer Freude quittiert haben. Und deshalb wäre es nicht gut gewesen, jetzt Wahlen abzuhalten. Ich glaube, es wäre gut, wenn die Regierung sich vornimmt: "Jetzt zeigen wir einmal, wozu wir da sind, und was wir können!" Es wäre eine Bestandsprobe für diese Koalition. Das wäre ein guter Vorsatz. Ob sie ihre Vorhaben realisieren werden, wird man ja sehen.

ÖSTERREICH: In Ihrem Buch erscheint auch ein neues Kapitel über den legendären Wiener Kardinal König. Was hatten Sie für eine Beziehung zu ihm?
PORTISCH: Ich schildere da ein spezielles Ereignis. König hatte eine ganz besondere Organisation, die er selbst aufgebaut hat. Das war keine Geheimgesellschaft, aber sie war auch nicht für die Öffentlichkeit gedacht. Sie hieß "Nova Spes" und sprach vor allem Nobelpreisträger an. Aber König war so gütig, dass er auch mich und die Zeit-Herausgeberin Gräfin Dönhoff -wir waren die einzigen Journalisten -ein paar Male zur Teilnahme eingeladen hat. Bei einem dieser Treffen ging es darum: Versuchen wir doch anhand eines wissenschaftlichen Papiers den Papst zu überzeugen, dass er mit seiner restriktiven Geburtenkontrolle völlig falsch liegt! Das Papier wurde dem Papst dann auch überreicht -es blieb aber ohne Wirkung beim Johannes.

ÖSTERREICH: Wie werden Sie Ihren 90. Geburtstag feiern?
PORTISCH: Ich hoffe, dass ich dem Geburtstag entgehen kann. Es wird schon genug gefeiert. Der ORF lädt zu einem großen Abendessen ein. Er lässt einen Dreiteiler von mir über mich spielen. Und ORF II bringt noch ein Extra-Thema Portisch Also, es wird genug gefeiert! Und ich werde schauen, dass ich meinen eigentlichen Geburtstag in aller Stille verbringen kann -und schau mir die Fernsehsendungen über mich an (lacht).

ÖSTERREICH: Werden Sie da schon wieder in Ihrem Gutshof in der Toskana sein?
PORTISCH: Das hoffe ich.

ÖSTERREICH: Kultivieren Sie dort noch -gemeinsam mit Ihrer Ehefrau Gertraude -Ihre bereits durch ein Buch ("Die Olive und wir") populär gewordenen prachtvollen Olivenhaine?
PORTISCH: Ganz sicher. Mit meinen Oliven bin ich immer beschäftigt. Die wachsen und gedeihen - und machen Öl.
 

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