Zentralafrika

Präsident Bozize in den Kongo geflohen

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Nach Einnahme des Präsidentenpalastes in Bangui durch Rebellen.

Der Präsident der Zentralafrikanischen Republik, Francois Bozize, ist über einen Fluss in den Kongo geflohen, sagte ein Präsidentenberater am Sonntag. Auch die Regierung bestätigte, dass die Hauptstadt Bangui gefallen ist.

Die Rebellenbewegung Seleka hatte zuvor die Einnahme des Präsidentenpalastes in Bangui verkündet. "Wir haben den Präsidentenpalast eingenommen", sagte Djouma Narkoyo der Nachrichtenagentur AFP. Staatschef Bozize sei "nicht dagewesen". Die Aufständischen würden sich nun zum Gebäude des Staatsrundfunks begeben, damit Rebellenchef Michel Djotodia "das Wort ergreifen" könne.

Schüsse in der Hauptstadt
Am Sonntag waren in der Hauptstadt heftige Schüsse zu hören gewesen. Auch Augenzeugen berichteten von schweren Kämpfen um den Präsidentensitz.

Narkoyo sagte am Sonntagmorgen, der Sonntag sei ein "entscheidender Tag" bei der Einnahme der Hauptstadt. Die Seleka hatte sich im Dezember im Norden des Landes gegen die Regierung erhoben. Am Mittwoch erklärte sie, den Kampf wieder aufnehmen zu wollen.

Die Rebellen hatten am Samstagabend erklärt, sie hätten auf ihrem Vormarsch auf Bangui die Stadtgrenze erreicht. Sie riefen die regulären Streitkräfte auf, keinen Widerstand zu leisten, und forderten den Rücktritt des Präsidenten.

Bereits Samstag Gefechte
Nach Augenzeugenberichten lieferten sie sich bereits am Samstag am Stadtrand Gefechte mit Regierungstruppen. Der britische Sender BBC zitierte einen Rebellensprecher mit den Worten, seine Leute hätten einen Militärhubschrauber abgeschossen und seien auf dem Weg zum Präsidentenpalast.

In der Nacht wurden zunächst keine weiteren Kämpfe gemeldet. In Bangui herrscht Beobachtern zufolge große Angst. Geschäfte, Büros und Schulen wurden geschlossen. Der französische Sender RFI sprach von einem "Vulkan, der jeden Moment explodieren könnte".

Die Seleka-Rebellen werfen Präsident Bozize vor, eine erst im Jänner getroffene Friedensvereinbarung nicht einzuhalten. Angesichts der sich zuspitzenden Lage beantragte die frühere Kolonialmacht Frankreich am Samstag eine Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrates. Frankreich hat in dem Land derzeit 250 Soldaten stationiert.

Nicht mehr aus dem Haus gehen
Schon am Freitag hatte das Außenministerium in Paris alle Landsleute in dem Land aufgerufen, möglichst nicht mehr aus dem Haus zu gehen. Es leben heute noch etwa 1.200 Franzosen in dem krisengeschüttelten Land, die meisten davon in Bangui.

Die Lage ist seit Monaten gespannt. Bereits im Dezember hatten die Seleka-Rebellen wichtige Städte eingenommen und waren auf dem Weg nach Bangui. Frankreich, die USA und die Zentralafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft schickten daraufhin Truppen in das Krisenland. Nach Friedensgesprächen hatten die Rebellen zunächst zugestimmt, dass Bozize bis 2016 im Amt bleibt.

Die Zentralafrikanische Republik war 1960 unabhängig geworden. Das Land, das an andere Krisenstaaten wie den Kongo und den Sudan grenzt, ist seit langem von politischer Instabilität geprägt. Trotz reicher Rohstoffvorkommen an Diamanten, Gold und Uran gehört es nach wie vor zu den ärmsten Staaten der Erde.

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