Bei Demonstration

Selbstmordanschlag in Kabul: Über 80 Tote

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Das Attentat galt der Volksgruppe der Hazara, der IS bekannte sich zur Tat.

Bei einer Demonstration von Angehörigen der Hazara-Volksgruppe in der afghanischen Hauptstadt Kabul haben Selbstmordattentäter nach offiziellen Angaben mindestens 80 Menschen in den Tod gerissen. Rund 230 seien verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium am Samstag mit. Unklar war, wie viele Bomben gezündet wurden. Der IS bekannte sich zu der Tat.

Zwei Attentäter zündeten Sprengstoffgürtel

Zwei Attentäter zündeten nach Behördenangaben ihre Sprengstoffgürtel inmitten der Demonstration. Laut einem Geheimdienstmitarbeiter habe es noch einen dritten Selbstmordattentäter in der Menschenmenge gegeben, er gab aber keine Informationen über dessen Verbleib. Ein Demonstrant sagte, dass seiner Beobachtung nach ein dritter Täter von Sicherheitskräften getötet worden sei, als dieser auf eine Gruppe Frauen zu rannte.

Die Kabuler Krankenhäuser waren mit der Versorgung der vielen Verletzten überlastet. Es gab Berichte, dass die Blutkonserven knapp geworden seien. In den sozialen Netzwerken wurden Bürger zum Blutspenden aufgerufen.

Mehr als 10.000 Menschen versammelt

Nach Angaben der Organisatoren hatten sich mehr als 10.000 Menschen auf einem zentralen Platz versammelt. Ein Demonstrant, der sich in der Nähe aufgehalten hatte, sagte: "Erst dachten wir, das sei eine Minen-Explosion, aber als ich das Areal erreichte, wurde mir klar, dass es eine Selbstmordattacke war." Er veröffentlichte ein Video auf Facebook, das den Platz mit zahlreichen blutüberströmten Opfern zeigte.

Der Anschlag mache ihn "tieftraurig", erklärte Afghanistans Präsident Ashraf Ghani am Samstag. Unter den Opfern seien auch afghanische Sicherheitskräfte, fügte er hinzu. Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah verurteilte den Anschlag auf Twitter: "Es zeigt, dass Terroristen und ihre Verbündeten keinen Respekt vor Menschenleben haben." Die US-Botschaft in Afghanistan nannte die Attacke "hinterhältig". Unschuldige seien ums Leben gekommen, die mit einer friedlichen Demonstration ihre Grundrechte ausgeübt hätten.

Mitgefühlsbezeugungen aus EU

EU-Vertreter drückten den Familien und Freunden der Opfer ihr Mitgefühl und ihre Solidarität mit dem afghanischen Volk aus. "Wir rufen alle Afghanen auf, geeint zu bleiben, um die Bemühungen im Kampf gegen diese globale Bedrohung zu unterstützen", teilte ein Sprecher der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini mit.

Die Jihadistenorganisation "Islamischer Staat" (IS) erklärte über ihre Agentur Amaq (Amak), zwei ihrer Anhänger hätten Sprengstoffgürtel gezündet. Die radikalislamischen Taliban teilten indes mit, sie hätten mit diesem "tragischen Anschlag" nichts zu tun. Er sei das Werk von Feinden.

Die Demonstranten am Samstag forderten nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters, dass die von Turkmenistan nach Kabul geplante Hochspannungsleitung auch durch zwei überwiegend von Hazaras bewohnten Provinzen geführt werden soll. Die Regierung lehnt dies mit der Begründung ab, das Projekt würde dadurch deutlich teurer und langwieriger. Die Versorgung der beiden Provinzen sei auch so gesichert. Außerdem könnte es Spannungen mit anderen Provinzen geben, wenn sich deren Stromversorgung verzögert.

Die Hazara sind eine persischsprachige Minderheit und stellen mit etwa neun Prozent der Bevölkerung die drittgrößte Minderheit nach den Paschtunen und den Tadschiken. Sie wurden jahrelang diskriminiert. Während der Herrschaft der Taliban wurden Tausende Hazara getötet. Sie sind zumeist schiitische Muslime. Die Mehrheit in Afghanistan sind Sunniten. Auch der IS ist eine sunnitische Gruppierung.

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