Welt-Analyse

Trump-Turbo mit vielen Flops

Vier Monate nach der Angelobung regiert der Präsident mit der Brechstange die USA -und mischt die Welt auf 

Fast wirkt es, als sei die erste Präsidentschaft von Donald Trump bloß ein laues Vorgeplänkel gewesen. Seit der Vereidigung am 20. Jänner krempelt Trump 2.0 meist mit Brechstange, aber auch mitunter politischem Geschick die USA und die Welt um. Europa reagiert größtenteils mit Entsetzen. Die USA wirken gespalten. Kaum wer aber kann dem Republikaner vorwerfen, seine Wahlversprechen nicht mit voller Wucht umsetzen zu wollen -auch wenn die Bilanz nach vier Monaten im nun sichtlich vergoldeten Oval Office viele Flops brachte.

Migranten. Trumps größter Erfolg freilich: das Schließen der Mexiko-Grenze. Dort herrschte unter Vorgänger Joe Biden inmitten eines Migranten-Massenansturms Chaos pur, jetzt wirkt der Grenzstreifen unter der Präsenz von 10.000 US-Truppen verlassen: 8.400 illegale Übertritte sind dokumentiert -unter Biden waren es im April des Vorjahrs 29 Mal so viele (!).

Massendeportationen noch unter Planziel

Die versprochenen Massen-Deportationen sind ebenfalls mit voller Wucht angelaufen -auch wenn Trumps knallharter "Grenzzar" Tom Homan und Innenministerin Kristi Noem (posierend mit Sturmgewehr und aufgespritzten Lippen als "ICE Barbie" verulkt) oft übers Ziel schießen: Laut Justiz wurden die Grundrechte einiger Abgeschobener beim Transport in El Salvadors Horrorknast CECOT verletzt. 139.000 meist straffällige illegale Migranten, darunter Banden-Mitglieder, wurden bisher abgeschoben -das Ziel von einer Million pro Jahr ist aber noch lange nicht erreicht.

Antisemitismus. Für Panik in akademischen Zirkeln sorgte zuletzt auch Trumps Einfrieren von Studenten-Visa: Als Grund wurde Antisemitismus an US-Unis angegeben. Oder dass fortan Kader-Kindern der China-KP die Ausbildung in den USA verwehrt werden soll.

Popularität Trumps noch ungebrochen

24 Stunden! In diesem Zeitrahmen wollte Trump den Ukraine-Krieg beenden. Hier hat ihn die Realität klar eingeholt: Nach wildem diplomatischem Zickzack samt dem "Überfall" auf den das Weiße Haus besuchenden Ukraine-Präsidenten Wolodymyr Selenskyj setzte Trump zuletzt dem Russen-Herrscher Wladimir Putin ein Ultimatum für einen Waffenstillstand von zwei Wochen. Nach zuerst freundlichen Tönen über "gute Beziehungen in den Kreml", platzte Trump zuletzt doch der Kragen. Putin sei "völlig verrückt geworden", polterte er nach neuen russischen Luftangriffen. Aber neue Sanktionen? Bisher Fehlanzeige.

Zoll-Hammer. Zur Zitterpartie -für die ganze Welt - wurden vor allem Trumps mit dem Zoll-Hammer vorangetriebene Handelskriege. Das Ziel: Fairere Deals für die USA, auch zur Stärkung der US-Industrie und mehr Jobs für die Arbeiterklasse. Der ausgelöste Tumult in der komplexen Weltwirtschaft mit globalen Lieferketten wird dazu potenziert durch Trumps Zickzack-Kurs massiver Zolldrohungen und jäher Rückzieher - wie zuletzt bei der Verschiebung angedrohter 50-Prozent-Abgaben auf alle EU-Importe. Zuletzt legte ein US-Gericht alle Zölle auf Eis, kurz darauf kassierte ein Berufungsgericht diesen Spruch wieder ein. Verwirrend? Besonders für Wirtschaftstreibende, die kaum mehr planen können. Die Finanzmärkte sind dazu hochnervös. Und die USA könnten wegen des Handelschaos in die Rezession schlittern.

Tohuwabohu. Dennoch, trotz all dem täglichen Tohuwabohu: Trump bleibt mit im Schnitt 47,7 Prozent Zustimmung populärer als in der ersten Amtszeit. Seine MAGA-Anhänger stehen geeint hinter ihm, weil er seine "Amerika zuerst"-Versprechen vorantreibt. Für ihn auch ein Glück: Die demoralisierten Demokraten reiben sich gerade untereinander auf. Mit nur 37 Prozent Zustimmung liegen die Werte der Opposition im Keller.

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