Das Erstaufnahmelager auf der italienischen Insel Lampedusa hält bereits doppelt soviele Asylanten wie es tragen kann.
Die süditalienischen Insel Lampedusa steht vor dem Kollaps. Seit Weihnachten sind über 2.000 Bootsflüchtlinge aus Afrika gelandet. 1.560 Menschen, darunter viele Minderjährige, sind in das Auffanglager auf der Insel eingepfercht, obwohl das Lager nur für die Unterbringung von 850 Menschen ausgelegt ist.
Tunesier und Marokkaner
Ein Teil der Flüchtlinge soll in ein
Auffanglager in der Nähe der friaulischen Stadt Görz (Gorizia) verlegt
werden. Die meisten der Neuankömmlinge stammen aus Nordafrika, besonders aus
Tunesien und Marokko.
Wetter begünstigte Zustrom
Am Sonntag erreichten 234
Migranten die Mittelmeerinsel zwischen Sizilien und Tunesien. Ein weiteres
Flüchtlingsboot mit 150 Migranten an Bord wurde am Montag 80 Seemeilen von
der Insel gesichtet und in Sicherheit gebracht. Die Wetterbedingungen der
vergangenen Tage waren für eine Überfahrt günstig, da ruhige See herrschte.
Italien versus Libyen
Die Regierungskoalition um
Ministerpräsident Silvio Berlusconi beschuldigte Libyen, die abgeschlossenen
Immigrationsabkommen zu ignorieren und die Abfahrt Tausender von Migranten
zu erlauben. Innenminister Roberto Maroni machte Druck auf Außenminister
Franco Frattini, Gespräche mit Revolutionsführer Muammar Gaddafi zu führen.
Tripolis will ab Jänner gemischte Patrouillen die libyschen Küsten
kontrollieren lassen.
Flüchtlingszahl explodiert
Heuer ist die Zahl der
Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Italien kamen, im Vergleich zum
Vorjahr stark gestiegen. Von Jänner bis Mitte September 2007 waren es laut
italienischem Innenministerium 14.200 Menschen, im selben Zeitraum 2008
waren es mehr als 24.200. Immer wieder sterben Menschen bei der
lebensgefährlichen Fahrt über das Mittelmeer in nicht hochseetauglichen
Fischerbooten.