Evakuierung

Erdbeben-See droht zu brechen

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China kämpft weiter gegen die Erdbeben-Katastrophe. Jetzt drohen Dammbrüche durch heftigen Regen, durch den bereits 20 Menschen starben.

Im chinesischen Erdbebengebiet arbeiten rund 1.800 Soldaten und Ingenieure fieberhaft an einer riesigen Abflussrinne für einen anschwellenden Erdbeben-See. Um eine neue Katastrophe nach einem Dammbruch zu verhindern, wurden bereits 158.000 Menschen aus der Umgebung des Tangjiashan-Sees in Sicherheit gebracht. Ein Vertreter des Ministeriums für Wasserressourcen sagte, der See sei mittlerweile auf mehr als 725 Meter angestiegen und damit nur noch 26 Meter unter unterhalb seiner niedrigsten Begrenzung.

Durch die Erdbeben waren in der Region mehrere Dutzend neue Seen entstanden, die bis zu 700.000 Menschen gefährdeten, wie die Behörden in Peking mitteilten. Südlich von Beichuan blockierte ein Erdrutsch den Lauf des Chaping-Flusses. Der entstehende See schluckte das Dorf Shuangdian. Einwohnern zufolge stieg das Wasser um täglich zweieinhalb Meter. Nach Angaben eines örtlichen KP-Funktionärs war der Fluss drei Kilometer weit aufgestaut.

Minestens 20 Tote
Durch die heftigen Unwetter sind am Montag und Dienstag in Südchina bereits mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen. 16 würden noch vermisst. Starke Regenfälle hätten zu schweren Überschwemmungen geführt, hieß es. Allein in der Provinz Guizhou starben bei Platzregen und Hagel 18 Menschen.

Nachbeben
Nachbeben haben die Gefahr von Dammbrüchen im chinesischen Katastrophengebiet steigen lassen. In der Provinz Shaanxi drohten drei kleinere Dämme einzustürzen. Als Grund wurde ein schweres Nachbeben vom Sonntag genannt. Gefährdet seien landesweit 2.383 Staudämme, zitierte Xinhua das Ministerium für Wasserressourcen. Für Teile der Provinz Sichuan erwarteten Meteorologen am Montag und Dienstag Gewitter und Niederschläge, die den Druck auf die Dämme weiter erhöhen könnten.

400.000 zerstörte Häuser
Bei zwei Nachbeben sind am Dienstag mehr als 400.000 Häuser eingestürzt. Im Bezirk Qingchuan in der Provinz Sichuan kollabierten mehr als zwei Wochen nach dem schweren Hauptbeben von Mitte Mai mehr als 420.000 Häuser, wie die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua am Dienstag unter Berufung auf die örtliche Katastrophenschutzzentrale meldete. Angaben zu möglichen Opfern lagen zunächst nicht vor.

In Sichuan lag das Epizentrum des Erdbebens der Stärke 8,0 vom 12. Mai, bei dem jüngsten Angaben zufolge 67.000 Menschen ums Leben gekommen sind. 23.000 weitere werden noch vermisst. Seither gab es zahlreiche Nachbeben in der Region, die am Dienstag Stärken von 5,4 und 5,7 erreichten.

Ein-Kind-Politik soll gelockert werden
Angesichts der hohen Zahl von Kindern unter den Opfern lockerten die Behörden die strenge Ein-Kind-Politik, die zur Eindämmung des Bevölkerungswachstums eingeführt worden war. Familien, deren Kind bei dem Beben getötet oder schwer verletzt wurde, werde ein weiteres Kind erlaubt, erklärte das Familienplanungskomitee.

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