Papst in der Türkei

Al Kaida wirft Papst "Kreuzzug" vor

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Das Terrornetzwerk Al Kaida im Irak hat den Papst-Besuch in der Türkei als "Kreuzzug gegen den Islam" verurteilt.

Die viertägige Reise Benedikts XVI. sei Teil eines christlichen Kampfes gegen ein islamisches Land und wolle ihm neue Impulse verleihen, erklärte die von der Extremistengruppe geführte Bewegung "Islamischer Staat im Irak" am Mittwoch im Internet. Das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche wolle "das Feuer des Islam" in der Türkei auslöschen, damit die Gläubigen "im Sumpf des von Atatürk begründeten Säkularismus verharren". Kemal Atatürk gilt als Begründer der modernen und weltlichen Türkei.

An seinen ersten beiden Besuchstagen hatte Benedikt hingegen für einen Dialog zwischen Christen und Moslems geworben und den Wunsch geäußert, die Türkei und die EU "zusammen" zu sehen.

Papst traf Patriarch Bartholomaios I.
Papst Benedikt XVI. ist am Mittwochabend in Istanbul mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. zusammengekommen. Das Gespräch mit dem Ehrenvorsitzenden von weltweit 300 Millionen Orthodoxen ist einer der Höhepunkte der Türkeireise des Papstes. Bereits zur Begrüßung rief Benedikt zur "vollständigen Einheit von Katholiken und Orthodoxen" auf. Rund 1000 Jahre nach der Kirchenspaltung (Schisma) müsse der Weg zur "Versöhnung und zum Frieden zwischen den Kirchen" beschritten werden.

Bei ihrem von der Polizei streng abgeschirmten Treffen im Istanbuler Stadtviertel Fener wollten die beiden Kirchenführer auch in der Patriarchatskirche St. Georg beten.

Am Donnerstag wollen Benedikt und Bartholomaios das orthodoxe Andreasfest feiern und eine gemeinsame Erklärung abgeben. Die Annäherung zwischen Rom und den orthodoxen Ostkirchen ist eines der Hauptanliegen des deutschen Papstes. Die theologischen Differenzen gelten dabei als eher gering. Allerdings erkennen die Orthodoxen nicht die besondere Autorität des römischen Papstes an.

Papst, nicht Vatikan für EU-Beitritt
In Ankara herrschte kurzzeitig Unklarheit über Äußerungen des Papstes zu einem türkischen EU-Beitritt. Nachrichtenagenturen kolportierten, dass der Vatikan Äußerungen von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan nicht bestätigen wollte, wonach Benedikt sich ihm gegenüber für eine Mitgliedschaft der Türkei in der Europäischen Union ausgesprochen habe.

Vatikansprecher Federico Lombardi erklärte aber im Gespräch mit ÖSTERREICH-Mitarbeiterin Eva-Maria Bachinger: "Der Heilige Stuhl ist nicht Mitglied der Europäischen Union, deshalb kann er kein politisches Urteil über den Verhandlungsprozess mit der Türkei fällen. Aber wir begrüßen die Schritte dazu, dass sich die Türkei der Union annähert. Es ist nicht seine Kompetenz, die Tür der EU für die Türkei zu öffnen. Der Papst sieht es aber positiv für das türkische Volk, für die Gemeinden, für das soziale und politische Leben. "

Ephesus-Messe im Zeichen des Friedens
Die erste Predigt von Benedikt XVI. während seiner Reise in der Türkei ist am Mittwoch ganz im Zeichen des Themas Frieden gestanden. Die Kirche müsse "nicht nur den Frieden verkünden, sondern auch Instrument des Friedens sein", appellierte der Papst in der Messe beim Marienheiligtum in Ephesus. Christus sei gekommen, "um den Frieden zwischen allen Nationen zu verkünden" , erinnerte Benedikt. Türkische Medien gaben sich unterdessen am Mittwoch positiv überrascht über den ersten Besuchstag des Papstes in Ankara.

Christliche Minderheit
Benedikt XVI. stellte bei der Messe den Frieden auch in Zusammenhang mit der "Sehnsucht nach der wirklichen Vereinigung der Christen". Er dankte besonders der kleinen Christengemeinde in der Türkei und spielte auch auf deren Schwierigkeiten an. Der Papst sprach den Christen im mehrheitlich islamischen Land mit den Worten Jesu Mut zu: "Habt keine Angst." Er lobte auch die Anwesenheit der Katholiken verschiedener Riten bei der Messe in Ephesus. Bei der Messe unter freiem Himmel, die unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen stattfand, durften nur wenige hundert geladene katholische Gläubige anwesend sein.

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