Dan Halutz übernimmt die Verantwortung für den fehlgeschlagenen Libanon-Feldzug, bei dem 157 Israelis und 1.200 Libanesen getötet wurden.
Der Rücktritt des israelischen Generalstabschefs Dan Halutz wegen Unzulänglichkeiten und Verfehlungen im vorjährigen Libanon-Krieg setzt die Regierung von Ministerpräsident Ehud Olmert weiter unter Druck. Israelische Medien sprachen am Mittwoch von einem "Erdbeben", das einen Dominoeffekt auslösen könnte. Gegen den Premier sollen überdies Ermittlungen wegen Korruptionsverdachts aufgenommen werden. US-Außenministerin Condoleezza Rice hat sich unterdessen zum Abschluss ihrer Nahost-Mission skeptisch zu dem israelischen Vorschlag eines palästinensischen Staates in provisorischen Grenzen geäußert.
Ziele im Libanon-Krieg nicht erreicht
Oppositionspolitiker
forderten am Mittwoch die Spitzen der Regierung auf, dem Beispiel von Halutz
zu folgen. Olmert und Verteidigungsminister Amir Peretz müssten sich ihrer
Verantwortung für Fehler im Libanon-Krieg stellen. Der Infrastrukturminister
und ehemalige Verteidigungsminister Benjamin Ben-Eliezer hatte den
Generalstabschef zum Hauptverantwortlichen der fehlgeschlagenen 34-tägigen
Libanon-Offensive vom Juli und August 2006 erklärt. Es war der israelischen
Armee nicht gelungen, ihre Ziele zu erreichen: die Befreiung zweier
entführter Soldaten und die Zerschlagung der schiitischen Hisbollah, die aus
dem Konflikt gestärkt hervorgegangen ist. Der Verteidigungsminister will dem
Kabinett am Sonntag einen Nachfolger für den zurückgetretenen
Generalstabschef vorschlagen. Der 58-jährige Halutz war erst seit Juni 2005
Generalstabschef.
Zu dem Vorschlag der israelischen Außenministerin Tzipi Livni, einen palästinensischen Staat innerhalb "vorläufiger" Grenzen zu errichten und erst später über deren endgültigen Verlauf zu verhandeln, sagte US-Außenministerin Rice am Mittwoch in Kuwait, ihrer Meinung nach seien Verhandlungen über vorläufige Grenzen schwieriger als eine endgültige Festlegung des Staatsgebiets. Rice hatte die Intention der US-Regierung unterstrichen, den Friedensprozess auf der Grundlage der "Roadmap" des so genannten Nahost-Quartetts (USA, UNO, EU, Russland) wieder in Gang zu setzen. Dieser Friedensfahrplan hat die Errichtung eines unabhängigen und existenzfähigen palästinensischen Staates zum Ziel. Präsident Mahmoud Abbas hatte am Sonntag gegenüber der US-Außenministerin dezidiert erklärt, dass er sich auf eine Staatsgründung in zunächst provisorischen Grenzen, wie von der israelischen Regierung ins Gespräch gebracht, nicht einlassen werde.
157 Israelis und 1.200 Libanesen getötet
Als
aussichstreichster Kandidat für die Halutz-Nachfolge gilt der
stellvertretende Generalstabschef Moshe Kaplinsky. Weitere Anwärter sind der
Generaldirektor des Verteidigungsministeriums, General Gaby Ashkenasi, und
der Chef der Landstreitkräfte, General Beny Ganz. In seinem
Rücktrittsschreiben übernahm Halutz die Verantwortung für den
Libanon-Feldzug. Sein "Verständnis von Verantwortung" dränge ihn zum
Rücktritt. Im Dezember war eine interne Untersuchung der Armee zu dem
Ergebnis gekommen, dass die Militärführung während der Kämpfe im Libanon auf
allen Ebenen versagt habe. In dem mehr als einmonatigen Krieg starben 157
Israelis und rund 1200 Libanesen. Der Abschlussbericht der
Untersuchungskommission soll im Februar vorliegen.