Trotz der vorgeworfenen Manipulationen wird ein Sieg der Opposition erwartet. Musharraf sagt jetzt schon die Zusammenarbeit zu.
Überschattet von Betrugsvorwürfen und Gewalt ist am Montag in Pakistan ein neues Parlament gewählt worden. Rund 40 Prozent der Wahlberechtigten stimmten nach Schätzung der Wahlkommission über die Zukunft ihres Landes ab. In Lahore und in Shikarpur in der südlichen Provinz Sindh beklagten sich Wähler über unvollständige Wahllisten und das Fehlen von Stimmzetteln. Mit einem vorläufigen Ergebnis der Abstimmung wurde für diesen Dienstag gerechnet.
"Relativ ruhige" Wahl
Nach Angaben der
EU-Wahlbeobachtermission verlief die Wahl "relativ ruhig". Präsident Pervez
Musharraf sicherte dem Wahlsieger Zusammenarbeit zu. Der zunächst für Anfang
Jänner geplante Urnengang war nach der Ermordung der Oppositionsführerin
Benazir Bhutto verschoben worden.
Angst vor Gewalt hält Wähler fern
Vor allem Angst vor
der Gewalt im Land hielt die insgesamt 81 Millionen Wahlberechtigten von den
Urnen fern, wie ein Vertreter der Wahlkommission erklärte, der nicht genannt
werden wollte. Dennoch hätten mit rund 40 Prozent fast so viele Wähler
abgestimmt, wie bei den Parlamentswahlen 2002. Damals lag die
Wahlbeteiligung bei 42 Prozent. In Bhuttos Heimatprovinz Sindh im Süden des
Landes beteiligten sich jedoch nur 30 bis 35 Prozent an den Wahlen, wie der
zuständige Vertreter der Wahlkommission, Tanvir Zaki, mitteilte. In der
Provinzhauptstadt Karachi seien es sogar lediglich 20 bis 25 Prozent gewesen.
Opposition mobilisiert Wähler
Die Opposition hatte bereits
im Vorfeld gewarnt, dass eine niedrige Wahlbeteiligung Präsident Musharraf
und seinen Verbündeten zugutekomme. Demnach ist die Mobilisierung unter
seinen Anhängern besonders groß. Umfragen hatten vorausgesagt, bei freien
und fairen Wahlen werde die oppositionelle Pakistanischen Volkspartei (PPP)
mit Bhuttos Witwer Asif Ali Zardari an der Spitze stärkste Kraft, gefolgt
von Nawaz Sharifs PML-N. Musharraf droht bei einer Wahlniederlage seiner
Partei ein Amtsenthebungsverfahren. Dies könnte eine Mehrheit der Opposition
im Parlament durchsetzen.
Muscharraf kündigt "harmonische Zusammenarbeit" an
Musharraf
zeigte sich dennoch kooperationsbereit. "Wer auch immer die Wahl gewinnt -
als Präsident von Pakistan werde ich in vollkommen harmonischer Weise mit
ihm zusammenwirken", sagte er im Staatsfernsehen. Musharraf sicherte zu, er
wolle "keine Konfrontationspolitik, weil Konfrontationspolitik Pakistan
beschädigt". Gewählt wurden 272 Mitglieder der Nationalversammlung, des
Unterhauses, für eine fünfjährige Amtszeit. 60 Sitze sind für Frauen und
zehn für religiöse Minderheiten reserviert. In vier Provinzen wurden auch
neue Landesparlamente bestimmt.
19 Menschen bei Zusammenstößen getötet
Innenminister
Hamid Nawaz sagte der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Islamabad, insgesamt
seien 19 Menschen bei Zusammenstößen getötet worden, die bei Wahlen in
Pakistan "üblich" seien. Bei den Toten habe es sich aber nicht nur um
Anhänger der PPP gehandelt. Die Parlamentswahl sei "generell friedlich"
verlaufen. "Wir hatten keine terroristischen Vorfälle in der
Nordwest-Grenzprovinz und im Rest des Landes." In der Nordwest-Grenzprovinz
seien neun Sicherheitskräfte entführt und nach einer Stunde wieder
freigelassen worden.