Überraschende Wende

Mumbai-Attentäter bekennt sich schuldig

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Der 21-Jährige schilderte den Angriff - und nannte die Drahtzieher.

Der einzig überlebende mutmaßliche Attentäter der Terroranschläge von Mumbai (früher Bombay) hat überraschend seine Mitwirkung an der Tat gestanden. Vor dem Richter eines Sondergerichts erklärte der Pakistani Mohammed Ajmal Amir Iman am Montag: "Ich bekenne mich meines Verbrechens schuldig." Die Staatsanwaltschaft wirft ihm die Beteiligung an den Terroranschlägen in der indischen Metropole vom vergangenen November vor, bei denen 166 Menschen getötet und 234 weitere verletzt wurden. Bei einer Verurteilung droht dem Angeklagten die Todesstrafe.

Sinneswandel
Seit Prozessbeginn am 15. April hatte der auch Kasab genannte Iman die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Was seinen Sinneswandel auslöste, war zunächst nicht bekannt. Der offensichtlich überraschte Richter M.L. Tahiliyani rief Anwälte beider Seiten hinzu, um Klarheit über die Bedeutung von Kasabs Erklärung zu erhalten.

Der 21-jährige Angeklagte schilderte ausführlich, wie die Attentätergruppe in einem Boot von Pakistan nach Mumbai gelangte und berichtete Einzelheiten über die Bluttat, gab Staatsanwalt Ujwal Nikam bekannt. Zudem habe er seine Komplizen sowie die Drahtzieher des Angriffs benannt, darunter einen Anführer der aus Pakistan heraus operierenden Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba. "Wir waren überrascht, dass Kasab so unvermittelt seine Schuld eingestanden hat", sagte Nikam.

Kasab werden unter anderem Mord und Kriegsführung gegen Indien zur Last gelegt. Er gilt als der einzige Überlebende der insgesamt zehn Angreifer. Die neun anderen wurden während der dreitägigen Belagerung mehrerer Luxushotels, eines jüdischen Zentrums und anderer Einrichtungen im Mumbai getötet.

Islamabad weist Vorwürfe zurück
Indien macht die islamistische Terrororganisation Lashkar-e-Taiba (LeT) für die Anschläge verantwortlich. Die LeT und die Regierung in Islamabad haben dies zurückgewiesen. Im Februar räumte die pakistanische Regierung erstmals ein, dass die Anschläge von Mumbai teilweise in Pakistan geplant wurden. Lashkar-e-Taiba soll in den 80er Jahren vom pakistanischen Geheimdienst gegründet worden sein, um gegen die indische Herrschaft im geteilten Kaschmir zu kämpfen. Das pakistanische Außenministerium wollte zu dem Schuldbekenntnis zunächst keine Stellung nehmen.

Der Anschlag hatte die Beziehungen zwischen den beiden verfeindeten, mit Atomwaffen ausgestatteten Nachbarn weiter belastet. Ende Juni hatte ein indisches Gericht Haftbefehl gegen 22 Pakistanis erlassen, die an der Planung des Terrorüberfalls beteiligt gewesen sein sollen. Indien verlangte von Pakistan die Auslieferung der Verdächtigen. Die pakistanische Regierung hat aber bereits früher erklärt, sie werde keine Verdächtigen ausliefern.

Frei aus Beweismangel
Unter den Gesuchten ist Hafiz Mohammad Saeed, ein Führer der extremistischen islamischen Organisation Jamaat ud-Dawa. Es wird vermutet, dass diese dem Netzwerk angehört, das für die Anschläge von Mumbai verantwortlich ist. Saeed wurde nach den Anschlägen in Pakistan festgenommen, auf Anordnung eines pakistanischen Gerichts Anfang Juni aber wieder freigelassen, weil keine Beweise gegen ihn vorlägen.

Der Prozess gegen Kasab findet unter massiven Sicherheitsvorkehrungen statt. Für die Verhandlung wurde in einem Hochsicherheitsgefängnis in Mumbai eigens ein bombensicherer Gerichtssaal errichtet. Außer Kasab sind noch zwei Inder angeklagt. Ihnen wird vorgeworfen, die Attentäter logistisch unterstützt zu haben.

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