Neue Raketentests

Nordkorea droht Seoul mit Militärschlag

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Das Regime kündigte militärische Schritte gegen seinen südlichen Nachbarn an. Pjöngyang feuerte unterdessen erneut Raketen ab. Auch die Atomanlage Yongbyon ist wieder in Betrieb genommen worden.

Nordkorea treibt seinen Konfrontationskurs gegenüber der internationalen Staatengemeinschaft weiter voran. Nach heftiger Kritik an seinem unterirdischen Atomwaffentest schoss das stalinistische Regime in Pjöngjang seit Montag laut südkoreanischen Angaben mindestens sechs Kurzstreckenraketen zu Testzwecken ab. Am Mittwoch kündigte es dann an, es fühle sich nicht mehr an die Waffenstillstandsvereinbarungen von 1953 gebunden.

Raketen gezündet
Seit Anfang der Woche hält Nordkorea die Welt in Atem. Am Montag nahm das Militär zum zweiten Mal seit 2006 einen unterirdischen Atomtest vor und testete gleichzeitig drei Boden-Luftraketen. Einen Tag später feuerte es erneut zwei Raketen mit einer Reichweite von 130 Kilometern zu Testzwecken ins Gelbe Meer; Stunden später landete laut Yonhap eine weitere Rakete im Japanischen Meer auf der anderen Seite der koreanischen Halbinsel.

Waffenstillstand von 1953 in Gefahr
Scharf reagierte Pjöngjang auf die Entscheidung der südkoreanischen Regierung vom Vortag, sich der US-Initiative gegen die Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen (PSI) anzuschließen. In einer von der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA veröffentlichen Erklärung warnte das nordkoreanische Militär, es fühle sich nicht mehr an den Waffenstillstand von 1953 gebunden, der den Krieg zwischen den beiden koreanischen Staaten beendet hatte.

Jeder "feindliche Akt gegen unsere Republik" werde einen "starken Militärschlag" nach sich ziehen, hieß es in der Erklärung weiter. Nordkorea könne nicht mehr für die Sicherheit der Schifffahrt vor seiner Westküste garantieren. Die 2003 gegründete US-Initiative erlaubt unter anderem die Durchsuchung verdächtiger Schiffe. Südkorea war bisher nur Beobachter. Nordkorea hatte wiederholt gewarnt, es fasse eine Beteiligung Seouls an der PSI als Kriegserklärung auf.

Atomanlage wieder in Betrieb
Laut südkoreanischen Medienberichten gibt es zudem Anzeichen dafür, dass die Wiederaufbereitungsanlage für atomare Brennstäbe in Yongbyon wieder in Betrieb ist, mit deren Hilfe sich waffenfähiges Plutonium erzeugen lässt. Auf jüngsten Aufnahmen von US-Spionagesatelliten sei zu sehen, wie aus der Anlage Dampf austrete, berichteten die südkoreanische Zeitung "Chosun Ilbo" und die Nachrichtenagentur Yonhap. Nach ihren Angaben ist dies ein Hinweis, dass Nordkorea die stillgelegte Anlage wieder aktiviert hat.

Die internationale Gemeinschaft kommt mit ihren Reaktionen auf die ständigen Provokationen Pjöngjangs kaum noch nach. Derzeit arbeitet der UN-Sicherheitsrat noch an einer Resolution, die als Antwort auf den Atomtest vom Montag bereits bestehende Sanktionen weiter verschärfen könnte. Nach Angaben von US-Botschafterin Susan Rice stehen die Beratungen aber noch ganz am Anfang. Gleichzeitig versicherte der Pentagon-Vertreter Michael Schiffer der japanischen Wirtschaftszeitung "Nikkei", die USA blieben weiterhin für einen Dialog mit Nordkorea offen.

In den vergangenen beiden Jahren sah es zunächst noch aus, als trügen die seit sechs Jahren andauernden Bemühungen, Nordkorea auf diplomatischem Weg von seinen Ambitionen auf ein Atomwaffenprogramm abzubringen, erste Früchte. Seit April setzt Pjöngjang aber zunehmend wieder auf Konfrontation. Anfang April testete es eine Langstreckenrakete und zog sich dann nach den scharfen internationalen Reaktionen von den Sechs-Nationen-Gesprächen über seine Atompolitik zurück. Gleichzeitig kündigte es an, seinen 2007 stillgelegten Reaktor von Yonbyon und weitere Atomanlagen wieder in Betrieb zu nehmen.

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