Zwei der reichsten Männer der Welt, Elon Musk und Jeff Bezos, arbeiten an einer Idee, die Raumfahrt verändern könnte: Tankstellen im All.
Diese Technik soll es ermöglichen, Raketen während einer Mission neu zu betanken – und damit längere Flüge zum Mond, zum Mars oder sogar noch weiter hinaus machbar machen.
Die Idee ist alt – die Umsetzung neu
Schon in den 1960er-Jahren, noch vor der ersten Mondlandung, haben Ingenieure das Konzept einer Treibstoff-Versorgung im Orbit vorgeschlagen. Doch erst jetzt treiben private Firmen diese Pläne wirklich voran. Der Grund liegt auf der Hand: Treibstoff ist das größte Gewicht, das eine Rakete tragen muss. Beim „Apollo“-Programm der NASA wog die Saturn-V-Rakete beim Start rund 2.950 Tonnen. Davon entfielen etwa 2.500 Tonnen allein auf Treibstoff. Wenn Raketen mit weniger Treibstoff starten und diesen später im All nachtanken könnten, ließen sich schwerere Lasten oder größere Besatzungen ins All bringen.
SpaceX, die Firma von Elon Musk, arbeitet mit ihrer „Starship“-Rakete an einem Modell, bei dem spezielle Tankerflüge Treibstoff in die Erdumlaufbahn bringen. Dort würde ein „Depot“-Starship als Tankstelle dienen. Die eigentliche Mondlandefähre dockt dann dort an, tankt voll und fliegt weiter. Wie viele Tankflüge für eine einzige Mission nötig wären, ist noch offen. Fachleute sprechen von zehn bis vierzig Starts. Verzögerungen gab es bereits: 2024 kam es bei einem Bodentest in Texas (USA) zu einer Explosion, die das Projekt bremste.
Bezos verfolgt einen anderen Ansatz
Jeff Bezos und seine Firma Blue Origin wollen ein anderes System aufbauen. Ihr „Transporter“-Raumschiff soll mit der neuen Schwerlastrakete „New Glenn“ in den Orbit starten, dort Treibstoff aufnehmen und diesen weiter in den Mondorbit bringen. Dort würde er dann für eine andere Landefähre zur Verfügung stehen.
NASA-Chef Bill Nelson verkündet in Washington (USA) am 19. Mai 2023, dass Blue Origin das Landemodul für die Artemis-V-Mondmission entwickeln wird.
Details, wie viele Flüge für eine Mondmission nötig wären, hat das Unternehmen noch nicht genannt. Doch auch diese Pläne werden von der NASA geprüft – im Rahmen des Artemis-Programms.
Technische Hürden
Die größte Schwierigkeit ist der Umgang mit Flüssigtreibstoffen im All. Diese müssen bei extrem niedrigen Temperaturen gehalten werden. Ohne spezielle Kühlung verdampfen sie. Zudem verhalten sich Flüssigkeiten in Schwerelosigkeit unberechenbar. Ingenieure berichten, dass man im Tank nicht immer genau weiß, wo sich die Flüssigkeit befindet.
Skepsis und Hoffnung
Ob die Technik rechtzeitig für die geplanten Mondmissionen einsatzbereit sein wird, ist unklar. Manche Experten zweifeln. Doch Musk und Bezos treiben ihre Projekte mit Nachdruck voran. Musk selbst sagte bereits 2017, dass nur mit Tankstellen im All ein Flug zum Mars machbar sei. Sein jüngstes Ziel: ein Marsflug bis 2026 – wenn auch nach eigenen Worten mit nur „geringer Chance“. Klar ist aber: Ohne diese Technik könnten künftige Flüge zu weit entfernten Zielen scheitern.