Rekordwerte bei Umsatz und Gewinn - Peilt 2013 erneut rekordhohe Verkaufserlöse an - Dividende steigt um 19 Prozent auf 9,50 Franken je Aktie - Finanzielle Flexibilität für Zukäufe hoch.
Die ungebrochene Nachfrage nach Nahrungsmitteln wie Weizen, Mais und Soja lässt beim Schweizer Agrarchemiekonzern Syngenta die Gewinne sprudeln. Dank einer starken Anbausaison in Nord- und Lateinamerika erzielte der Weltmarktführer 2012 Rekordwerte bei Umsatz und Gewinn und hebt die Dividende kräftig an. Ein Ende des Agrarbooms ist nicht in Sicht. "Es zeichnet sich ein starkes Jahr 2013 ab. Man muss sich nur die Wachstumsraten im vierten Quartal in einigen unserer großen Märkte ansehen", sagte Konzernchef Mike Mack am Mittwoch zur Nachrichtenagentur Reuters. "Wir gehen mit Zuversicht in das Jahr."
Angesichts der guten Aussichten für die Agrargütermärkte investieren die Schweizer kräftig in den Kapazitätsausbau. In Argentinien fließen 50 Millionen Dollar (36,94 Mio. Euro) in eine neue Anlage für Mais- und Sonnenblumensaatgut. In eine Maissaatgut-Fabrik im brasilianischen Formosa werden 77 Millionen Dollar gesteckt, um deren Ausstoß bis 2015 zu vervierfachen. Und im russischen Krasnodarskiy Krai entsteht für bis zu 85 Millionen Dollar ein Produktionswerk für Hybridsaatgut und Pflanzenschutzmittel. Syngenta hatte im vergangenen September seine mittelfristigen Umsatzziele angehoben und peilt bis zum Ende des Jahrzehnts für die acht wichtigsten Nutzpflanzen nun eine Umsatzverdoppelung auf 25 Milliarden Dollar an.
An der Börse gingen die Syngenta-Aktien trotz optimistischer Geschäftsaussichten, Rekordgewinn und deutliche mehr Dividende auf Talfahrt. Mit 1,5 Prozent Abschlag auf 389,50 Franken gehörten die Titel zu den größten Verlierern unter den europäischen Chemiewerten. Börsenhändler sprachen von Gewinnmitnahmen nachdem die Titel jüngst ein Rekordhoch erreicht hatten. Analysten zeigten sich hinsichtlich der Ergebnisqualität skeptisch. "Während der operative Gewinn den Erwartungen weitgehend entsprach, wurde der Reingewinn vor allem durch eine spürbar tiefere Steuerrate von rund 13 Prozent positiv beeinflusst", erklärte ZKB-Analyst Martin Schreiber. Syngenta sei ziemlich hoch bewertet, erklärte sein Kollege Philipp Gamper von der Bank Sarasin.
Syngenta steigerte den Reingewinn im vergangenen Jahr um 17 Prozent auf 1,87 Milliarden Dollar (1,38 Milliarden Euro). Der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) nahm um acht Prozent auf 3,15 Milliarden Dollar zu. Die Dividende soll um 19 Prozent auf 9,50 Franken je Aktie angehoben werden. Zudem hält sich das Unternehmen die Möglichkeit von weiteren Aktienrückkäufen offen.
Der Umsatz wuchs um sieben Prozent auf 14,2 Milliarden Dollar. Der Konkurrent der US-Unternehmen Monsanto und DuPont sowie des deutschen Bayer-Konzerns bekam dabei die Aufwertung der Konzernwährung Dollar negativ zu spüren. Unter Ausschluss von Wechselkurseinflüssen betrug das Plus zehn Prozent.
In Nordamerika schnellten die Verkaufserlöse um 20 Prozent hoch. Der warme Winter und der frühe Anbaubeginn förderten die Nachfrage nach Saatgut und Pflanzenschutzmitteln. Der wegen der Dürre geringere Absatz von Mitteln zur Pilzbekämpfung im dritten Quartal konnte so mehr als wettgemacht werden. In Lateinamerika wuchs der Umsatz um zwölf Prozent. Hohe Sojapreise führten zu einer Ausweitung der Anbauflächen und der Produktivitätsdruck im Zuckerrohranbau trieb die Nachfrage nach Pflanzenschutzmitteln hoch. In der Region Asien-Pazifik führten Sortimentsbereinigungen und die Überschwemmungen in Australien zu einem Umsatzrückgang von drei Prozent. In Südeuropa verursachten Trockenheit und Rezession Umsatzeinbußen.
Syngenta verfügt nach den Worten von Finanzchef John Ramsay über große finanzielle Flexibilität für Zukäufe und prüft ergänzende Akquisitionen. Im vergangenen Jahr 2012 hatte der Konzern für Übernahmen wie beispielsweise den Kauf des belgischen Reissaatgut-Spezialisten Devgen 650 Millionen Dollar ausgegeben.
Die Forderung der EU-Kommission für eine Verbot bestimmter Pestizide zum Schutz bedrohter Honigbienen wies Syngenta-Chef Mack zurück. Sie sei "wissenschaftlich irreführend". Für das Geschäft des Konzerns wären die Folgen unerheblich. Das betroffene Pestizid namens Cruiser OCR (Wirkstoff Thiamethoxam) steuere weniger als ein halbes Prozent zum Konzernumsatz bei.