"Autokauf nach Modell des Handyvertrags"

Teilen

Magna-Boss Siegfried Wolf im Interview zur neuen Unternehmenssparte „E-Car-Systems“ und zur Entwicklung des Automobilmarkts.

ÖSTERREICH: Herr Wolf, Magnas Opel-Projekt ist Geschichte – aber Sie haben viele neue Pläne, gehen u. a. bei Elektro-Autos verstärkt in die Offensive?
Siegfried Wolf: Wir haben im Unternehmen jetzt die neue Gruppe E-Car-Systems gebildet. Dort werden alle unsere Kapazitäten und das Know-how der einzelnen Magna-Divisionen im Bereich E-Mobilität gebündelt. Alles, was nicht direkt die Marke betrifft, wird für die Autohersteller zusammengeführt. Das bringt Kostenvorteile – und ermöglicht endlich höhere Stückzahlen in dem Segment.
ÖSTERREICH: Wer leitet den neuen Bereich?
Wolf: Der bisherige Entwicklungschef von Magna Steyr, Peter Reif – einer der stärksten Techniker und Praktiker, die ich kenne –, er hat sogar mal die Rallye Paris-Dakar gewonnen.
ÖSTERREICH: Werden sich Elektro-Autos wirklich schon bald durchsetzen?
Wolf: E-Mobility ist nicht mehr aufhaltbar. Es ist langfristig das einzige Antriebsmodell, das sich auch rechnet. Wir müssen wegkommen von der CO2-Diskussion. Flottenverbräuche werden das regeln. Durchzusetzen ist das aber nur, wenn sich die Gesetzgeber dahinterstellen.
ÖSTERREICH: Denn zum Aufladen der Fahrzeuge braucht es eine Infrastruktur..
Wolf: Ja, und die muss jemand aufbauen. Hier muss man sicher die Energiehersteller einbinden. Ähnlich wie Handynetzbetreiber Gesprächsminuten verkaufen, könnten die Energielieferanten Fahrtkilometer anbieten. Zu überlegen wäre dann, ob sie auch Besitzer der Speichermedien werden. Man kauft sich ein Auto, der Energiehersteller kauft einem die Batterie ab – und von der Autorechnung ist plötzlich die Hälfte weg. Eine moderne Finanzierungsform.
ÖSTERREICH: Wie Handy-Akkus werden ja auch die Batterien für E-Autos immer besser werden...
Wolf: Ja, wir haben uns an einer Schürfgesellschaft beteiligt – um eine geschlossene Know-how-Kette zu bekommen und uns den Zugang zum Rohstoff zu sichern.
ÖSTERREICH: Ihre Prognose für den Automarkt 2010?
Wolf: Immerhin können wir wieder mit stabilen Zahlen rechnen. Für uns heißt das: In Europa bleibt es etwa gleich, da gibt es kein Wachstum, in den USA sind es wieder 10,3 statt 8,9 Mio. Neufahrzeuge. Die Japaner sind stark unter Druck, dafür greifen die Koreaner an.
ÖSTERREICH: Und die mittelfristige Entwicklung?
Wolf: Der Markt verschiebt sich sich weltweit total. 2015 werden wir 80 Mio. Autos haben. 45 % davon werden dann in den sogenannten neuen Märkten wie vor allem China und Russland produziert.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.