Die ÖBB-Güterverkehrstochter Rail Cargo Austria (RCA) geht nach den Kartellvorwürfen der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) in die Offensive. "Die RCA und deren Geschäftsfeld BEX (Stückgutbereich, Anm.) waren nie Mitglied der SSK (Speditions-Sammelladungs-Konferenz)", ließ die Bahn-Tochter wissen. Bei der SSK handelt es sich um ein Gremium, das laut BWB eigens für die mutmaßlich illegalen Absprachen gegründet wurde. Außerdem, so die RCA, seien die BEX-Tarife "zu jeder Zeit autonom und eigenständig von RCA festgelegt" worden.
Auch die gegen die RCA-Speditionstöchter erhobenen Vorwürfe bestünden zu Unrecht. Die 1999 erworbene Express Interfracht sei gar nicht im Stückgutgeschäft tätig gewesen. Die 2001 übernommene Schier Otten habe zwar in diesem Bereich Geschäfte gemacht und sei auch Mitglied der SSK gewesen. Allerdings seien die Gründung des Gremiums und deren Aktivitäten im Vorhinein mit dem Kartellgericht abgestimmt worden. Dieses habe bestätigt, dass sich bei der SSK um ein zulässiges "Bagatellkartell" handle.
Aus der Sicht der RCA herrscht im inländischen Stückgutmarkt "seit jeher intensiver Wettbewerb und Preiskampf um die Kunden", so das Unternehmen, an deren Spitze der Ex-Kühne + Nagl-Chef Friedrich Macher steht. Die BWB hingegen wirft mehr als 40 heimischen Spediteuren jahrelange illegale Preisabsprachen vor und hat den Fall beim Kartellgericht eingebracht. Das Ausmaß des mutmaßlichen Vergehens soll mit Aufzugskartell vergleichbar sein, bisher die größte Causa dieser Art.
Die RCA jedenfalls bereitet in den nächsten Wochen Stellungnahmen für das Kartellgericht vor. "Durch diverse Zurufe und entbehrliche Vorverurteilungen entsteht in der Öffentlichkeit ein stark verzerrtes Bild der Sachlage", beschwerte sich die ÖBB-Tochter.