Vor Saab liegt ein holpriger Weg

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In die Feierstimmung über den rettenden Verkauf des schwedischen Autoherstellers Saab mischen sich Misstöne. Während Mitarbeiter und Fans die Übernahme durch den kleinen niederländischen Sportwagen-Hersteller Spyker bejubeln, schütteln Branchenkenner den Kopf. Sie zweifeln daran, dass Saab dauerhaft überleben kann. Und wenn, dann wird es ihrer Meinung nach nicht mehr das gleiche Unternehmen sein.

"Saab hat überhaupt keine Chance", lautet das harte Urteil des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer. Er hatte sich schon mit seinen kritischen Äußerungen zur Überlebensfähigkeit von Opel keine Freunde gemacht. "Die Probleme fangen jetzt erst an." Saab alleine sei schlicht zu klein, um gegen die großen Konzerne zu bestehen. "Die müssen gegen eine BMW oder Audi ankämpfen." Auch Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft ist angesichts der ungleichen Größenverhältnisse "nicht allzu optimistisch".

Rund 39.300 verkaufte Autos pro Jahr

Von den Fließbändern der deutschen Premiumhersteller rollten im vergangenen Jahr jeweils rund eine Million Autos. Saab kam auf gerade einmal auf 39.309 verkaufte Wagen. Die Wirtschaftskrise und vor allem die Unsicherheit über das weitere Schicksal hatten die Käufer verschreckt. Selbst Fans zögerten. Ihre Treue hatte der bisherige Mutterkonzern General Motors ohnehin auf eine harte Probe gestellt.

Die Amerikaner waren 1990 bei Saab eingestiegen und hatten die Schweden 2000 komplett übernommen. Was folgte, war der schleichende Niedergang: Um Saab profitabel zu machen, griff GM auf Großserientechnik seiner deutschen Tochter Opel zurück. Die Qualität litt, das Image auch. Saab war nicht länger das Auto für Leute, die sich von der breiten Masse abheben wollten.

Genau in diese Richtung muss Saab nach Meinung des Autoexperten Wolfgang Meinig von der Universität Bamberg aber steuern, um noch eine zweite Chance zu bekommen. "Spyker wird versuchen, sein eigenes Geschäftsmodell auf Saab zu übertragen: geringe Stückzahlen, hohe Exklusivität und dadurch bessere Preise."

Für Meinig steht damit fest, dass es zu einem Kahlschlag unter den verbliebenen 3.400 Mitarbeitern im schwedischen Werk Trollhättan kommen wird. "Saab wird massiv schrumpfen." Diesen Gedanken schoben die Beschäftigten am Dienstag beiseite. Für sie zählte nur, dass die von General Motors vorangetriebene Schließung vom Tisch ist. "Wir sehen mit dem neuen Besitzer eine Zukunft", sagte Gewerkschafterin Anette Hellgren.

Spyker-Chef Victor Muller machte der geschundenen Belegschaft Mut: "Saab ist eine Kultmarke", rief er aus. Und es gibt durchaus Experten, die seine Einschätzung teilen. Christoph Stürmer vom Wirtschaftsforschungsinstitut Global Insight spricht von einer "Perle, einem Schatz" an Marke. Nicht einmal die jahrelange Misswirtschaft von General Motors habe das Ansehen ruinieren können. "Saab ist grün, schick, intellektuell, freundlich."

Verkaufsschlager fehlt

Was fehlt, ist das passende Auto, das zum Verkaufsschlager taugt. Bei den aktuellen Modellen ist die Handschrift der Konzernmutter GM unübersehbar, eigene Ingenieure hat Saab kaum mehr an Bord. Für eine begrenzte Zeit will General Motors noch aushelfen, ab dann sind die Schweden auf sich alleine gestellt - und zwingend auf eine Zusammenarbeit mit den großen Autozulieferern angewiesen. Da wäre zum Beispiel Magna, die sich bis vor kurzem noch anschickte, Opel zu kaufen.

Am Geld, das über so viele Wochen der Knackpunkt der Verhandlungen zwischen GM und Spyker war, wird der Neustart letztlich nicht scheitern, ist Experte Stürmer gewiss: "Der neue Besitzer ist doch nur vermeintlich ein kleiner niederländischer Sportwagen-Hersteller. Letztlich steckt da, was ich höre, ein arabischer Investor hinter."

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