Katastrophe in Japan

Autobranche sorgt sich um Lieferkette

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Die Lagerbestände der deutschen Autobranche gehen langsam zu Neige.

Die deutsche Automobilbranche sorgt sich wegen der Japan-Katastrophe zunehmend um ihre Lieferkette und fühlt bereits wegen Kurzarbeit vor. Die deutsche Bundesagentur für Arbeit (BA) hat nach eigenen Angaben bereits Nachfragen von mehreren Firmen. "Wir haben überwiegend aus Westdeutschland Anfragen von Unternehmen, die signalisieren, dass sie Probleme bekommen könnten, weil ihre Lagerbestände langsam zu Neige gehen könnten", sagte ein BA-Sprecherin am Donnerstag zu Reuters. "Es handelt sich um Zulieferer und Hersteller." Die Behörde stehe derzeit mit Informationen beratend zur Seite.

Kurzarbeit
Bevor die Bundesagentur aber mit Kurzarbeitergeld einspringen könnte, müssten die Unternehmen erst noch ihre Hausaufgaben erledigen, sagte die Sprecherin. "Sie müssen Arbeitszeitkonten abschmelzen, Resturlaube nutzen und versuchen, Mitarbeiter auf andere Arbeitsplätze im Betrieb umzusetzen." Zudem müssen die Firmen deutlich machen, dass sie nicht wegen eigenen Missmanagements in Schieflage geraten sind. "Sie müssen nachweisen, dass es unabwendbare, wirtschaftliche Gründe sind, die sich nicht beeinflussen können", sagte die BA-Sprecherin. Letztlich sei die Auszahlung von Kurzarbeitergeld dann eher eine Sache von Tagen als von Wochen.

Globale Krise
Die Autobranche hatte heftig unter der globalen Krise 2008/2009 gelitten. Auch in der gesamten deutschen Wirtschaft griffen viele Unternehmen auf Kurzarbeit zurück, so dass Massenentlassungen vermieden werden konnten. Mitte 2009 gab es rund 1,5 Mio. Kurzarbeiter. In einem solchen Fall reduziert der Beschäftigte seine Arbeitszeit, und die BA kommt für rund 63 Prozent des ausgefallenen Nettolohns auf. Bei Arbeitnehmern mit Kind sind es etwa 67 Prozent.

Mehrere große deutsche Zulieferer sehen jedoch keinen Grund für Kurzarbeit, da sie entweder nur in geringem Umfang Teile aus Japan beziehen oder nur wenig Geschäft mit japanischen Autobauern machen. "Wir haben keine Pläne für Kurzarbeit", sagte ein Sprecher von ElringKlinger im schwäbischen Dettingen/Erms. Auch ZF Friedrichshafen winkt ab: "ZF wird aktuell keine Kurzarbeit anmelden - und das ist auch für die Zukunft nicht zu erwarten", sagte ein Sprecher. "Wir haben genügend Teile in der Pipeline, um ein Abreißen der Lieferkette zu verhindern". Produktionsausfälle werde es daher auf mittlere Sicht bei ZF nicht geben. Ein Sprecher von Bosch sagte, die Teilverfügbarkeit sei mindestens diese Woche gesichert, voraussichtlich auch noch in der kommenden Woche. Bosch führe daher mit den Betriebsräten keine konkreten Gespräche über Kurzarbeit. Bevor dieses Instrument zum Einsatz kommen könnte, könnten zunächst Gleitzeitkonten genutzt werden oder Urlaubstage abgebaut werden. Bei Continental war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

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