Belegschaft nach Opel-Verkauf mit gemischten Gefühlen

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Erleichterung ja, Feierstimmung nein: Nach der Entscheidung über die Zukunft der deutschen Opel-Standorte hält sich die Freude in der Belegschaft in Grenzen. "Selbst wenn unser Werk mit Magna gesichert ist - wer weiß, was wieder für Einbußen auf uns zukommen", sagte Opel-Mitarbeiter Dirk, der seit 21 Jahren im Bochumer Werk beschäftigt ist. Auch sein 40-jähriger Kollege erklärte: "Sicherheit hat man als Opelaner nie."

Besorgte Blicke, das Handy am Ohr und überall dasselbe Gesprächsthema: "Jetzt also doch Magna?" Als die Opel-Mitarbeiter in Bochum um 14.00 Uhr kurz vor Bekanntgabe der General-Motors-Entscheidung ihre Schicht antraten, war die Anspannung groß. "Ich kann einfach nicht mehr und meine Familie auch nicht", sagte Werner Karnitz. Er sei froh, wenn der "Psychoterror durch General Motors" endlich vorbei sei, erklärte er.

"Mein Junge fragt mich seit einem dreiviertel Jahr jeden Tag, wie lange ich noch Arbeit habe", sagte der 52-Jährige, der seit 25 Jahren bei Opel in Bochum arbeitet. "Wir leiden alle total unter dem Stress." Zu GM habe er schon lange kein Vertrauen mehr. "Die Opelaner wollen einfach nur noch von denen los."

Doch dann stand fest: Der US-Mutterkonzern General Motors will den angeschlagenen deutschen Autobauer an die Magna-Gruppe verkaufen, wenn die weiteren Verhandlungen positiv verlaufen.

Dennoch wollte auch der Bochumer Betriebsrat Peter Gabriel nach der Entscheidung keine Sektkorken knallen lassen: "Wir sind sehr froh, dass diese monatelange Hängepartie endlich vorbei ist, aber das Ganze hat auch einen bitteren Beigeschmack." Immerhin habe Magna in der Vergangenheit einen Arbeitsplatzabbau in Aussicht gestellt. "Da werden wir noch über einiges reden müssen", sagte er.

Angst vor Arbeitsplatzabbau

Der Bochumer Betriebsratsschef Rainer Einenkel erklärte, die richtigen Verhandlungen zur Zukunft der Opel-Mitarbeiter würden nun erst beginnen. "Wir wollen keine betriebsbedingten Kündigungen und dabei bleibt es", betonte er.

Auch in Eisenach ist das Gefühl der Unsicherheit nach dem Zuschlag für Magna noch längst nicht vom Tisch. Das Werk bleibe damit zwar erhalten, aber "ich hoffe, dass sie jetzt nicht die Hälfte der Belegschaft entlassen und dafür Leiharbeiter einstellen", sagte Opel-Mitarbeiter Peter Köditz. "Wir werden auf jeden Fall um jeden Arbeitsplatz kämpfen, denn es gibt etliche Familien, in denen es nur einen Alleinverdiener gibt", betonte der 53-Jährige. Bei einem Jobverlust würde es dann richtig hart.

Der Eisenacher Betriebsratsvorsitzende Harald Lieske forderte, das Monatsentgelt dürfe nicht angetastet werden. Man sei aber bereit, auf das Weihnachtsgeld, die Tariferhöhung und künftig auch auf das Urlaubsgeld zu verzichten.

Ein ähnliche Stimmungslage zeigte sich in Rüsselsheim: "Uns ist ein Stein vom Herzen gefallen", sagte die Sprecherin der Rüsselsheimer Vertrauensleute, Nicole Mey. Alle seien froh, dass endlich eine Entscheidung gefallen sei und "wir eine Perspektive haben", gab sie die Stimmung im Stammwerk wieder. Gleichzeitig sei jedoch klar, "dass jetzt noch Auseinandersetzungen auf uns zukommen". Auch mit dem Investor Magna als neuem Opel-Eigner sei noch nicht "alles in Butter".

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