Abhängigkeit des EU-Finanzsektors von britischen Clearing-Häusern bei Derivate-Transaktionen ist EU-Kommission Dorn im Auge
Mehrere Fonds- und Derivateverbände haben die Europäischen Union auffordert, ihre Pläne zur Verlagerung der Abrechnung und Abwicklung (Clearing) von Euro-Derivategeschäfte von London in die EU aufzugeben. Die Verbände legten am Donnerstag eine gemeinsame Erklärung vor, in der sie vor einer Zersplitterung des globalen Clearingmarkts warnen.
Die Erklärung wurde von den Fondsverbänden EFAMA, ICI Global und AIMA, von den Derivateverbänden FIA und ISDA, vom Verband der niederländischen Pensionsfonds, dem Verband Finance Denmark sowie von der Nordic Securities Association unterzeichnet.
Die Abhängigkeit des EU-Finanzsektors von britischen Clearing-Häusern bei Derivate-Transaktionen - etwa bei auf Euro lautenden Zinsswaps - ist der EU-Kommission schon seit längerem ein Dorn im Auge. Ein Gesetzesentwurf der Behörde sieht nun vor, dass Marktteilnehmer künftig ein aktives Konto mit einem Mindestmaß an Aktivität bei einem Clearing-Haus in der EU unterhalten müssen. Von einer solchen Regelung würde unter anderem die Deutsche-Börse-Tochter Eurex Clearing profitieren. Bisher dominieren auch nach dem Brexit weiterhin britische Clearing-Häuser wie die zur Londoner Börse LSE gehörende LCH diese Geschäfte.
Clearing-Häuser übernehmen eine wichtige Scharnierfunktion in der Finanzwirtschaft: Sie kümmern sich um die Abrechnung und Abwicklung von Wertpapiergeschäften und stehen zwischen Verkäufer und Käufer und sind durch einen Ausfallfonds abgesichert. So soll gewährleistet werden, dass Transaktionen auch dann abgewickelt werden, wenn eine Seite in Konkurs geraten sollte.
Die Anforderung eines aktiven Kontos solle fallengelassen werden, fordern die Verbände in ihrer Erklärung. Diese Regelung würde sich negativ auf die EU-Kapitalmärkte auswirken und brächte EU-Firmen Wettbewerbsnachteile gegenüber Firmen aus Drittländern. Der Entwurf der EU-Kommission wird derzeit vom EU-Parlament und von den EU-Staaten geprüft. Das EU-Parlament und die Mitgliedsstaaten müssen den vorgeschlagenen Regelungen noch zustimmen.