Deutsche Post schließt alle eigenen Filialen

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Die Deutsche Post hält an ihrem Sparkurs fest und will bis Ende 2011 bundesweit alle noch selbst betriebenen 475 Filialen aufgeben. Die Dienste sollen künftig von Partnern wie Einzelhändlern übernommen werden, bestätigte ein Post-Sprecher dem "Hamburger Abendblatt". Die Umwandlung stößt bei der Gewerkschaft Ver.di auf Kritik.

Postsprecher Gerold Beck wies darauf hin, dass die Post die Pläne zur Aufgabe ihrer verbliebenen eigenen Filialen bereits seit 2008 verfolge und bei der Umsetzung "gut im Zeitplan" liege. An der Zahl der Standorte ändere sich nichts, keine Filiale werde geschlossen, solange es dafür nicht Ersatz gebe.

Der Service für die Kunden bleibe mindestens genauso gut, wenn er sich nicht sogar verbessere, etwa weil sie von längeren Öffnungszeiten profitierten. Auch die Beschäftigten müssten sich nicht um ihre Jobs sorgen. Die Post habe mit den Gewerkschaften den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis 2011 vereinbart.

Bereits 7.000 Postfilialen geschlossen

Die Post betreibt die Umwandlung von Filialen bereits seit Anfang der 1990er Jahre. Sukzessive wurden seitdem bundesweit 7.000 Filialen geschlossen und die Dienste zumeist in Einzelhandelsgeschäfte wie Supermärkte, Bäckereien oder Tankstellen verlagert. Die Partner profitierten aber ebenfalls. Sie würden für die geleisteten Postdienste vergütet. Zudem erhielten sie durch dieses Zusatzangebot neue Kunden für ihre eigenen Geschäfte.

Bundesweit gibt es derzeit 14.000 Standorte, an denen Postdienste verkauft werden. 850 davon sind Postbank-Finanzcenter, die sowohl Finanzprodukte als auch Brief-und Paketdienste anbieten. Allerdings werden diese Filialen von der Deutschen Postbank betrieben.

Die Deutsche Postbank wurde wiederum in diesem Jahr inklusive Filialnetz zum Teil an die Deutsche Bank verkauft - und befindet sich damit künftig nicht mehr in der Hand der Deutschen Post. Die übrigen Standorte werden bereits von anderen Partnern geführt.

Heftige Kritik der Gewerkschaft

Bei der Gewerkschaft ver.di stößt die Umwandlung stößt auf heftige Kritik. "Die Post verabschiedet sich damit komplett aus der stationären Filialversorgung", kritisierte der Hamburger Landesfachbereichsleiter für Postdienste, Wolfgang Abel. Leidtragende seien nicht nur die Beschäftigten, sondern vor allem die Kunden, die immer weniger fachgerechte Beratung erhielten.

Abel bezeichnete das Vorgehen des Konzerns als "Crashkurs". Obwohl die Post auch in der Krise noch 557 Mio. Euro Gewinn eingefahren habe, "stellt Vorstandschef Appel den Konzern öffentlich so dar, als wäre die Briefpost ein Sanierungsfall".

Ziel sei es offenbar, mit Blick auf auslaufende Tarifverträge eine Arbeitszeitverlängerung auf 40 Stunden ohne Lohnausgleich durchzusetzen sowie Besitzstandsregelungen und die zum Dezember vereinbarte Lohnerhöhung um 3 Prozent zu streichen. "Hier wird die Krise missbraucht, um Bürger und Beschäftigte für die Gewinnziele des Postvorstandes stärker zur Kasse zu bitten", sagte Abel. Diesen Sparkurs werde ver.di nicht mittragen.

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