Vertriebspartner und Call-Center haben riesige Datenmengen entwendet und manipuliert.
Datensätze von Hunderttausenden Telekom-Kunden seien ins Ausland, besonders oft in die Türkei gelangt, wo sie von deutschsprachigen Call-Center-Mitarbeitern zur Akquise genutzt worden seien, berichtet "Spiegel Online".
Wie der "Stern" im Voraus aus seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe berichtete, wurden Millionen Datensätze sichergestellt. Viele der Kundenlisten beinhalteten vertrauliche Informationen wie Geburtsdaten und Bankverbindungen. Die meisten davon sollten Kunden der Telekom betreffen.
Ob und in welchem Umfang für die Akquise Daten des Konzerns verwendet wurden, stehe nicht fest, sagte ein Telekom-Sprecher. Die Daten über Telekom-Kunden könnten auch aus anderen Quellen stammen oder von Call-Centern selbst über telefonische Recherche ergänzt worden sein. Vergangene Woche hatte die Telekom mitgeteilt, vier Vertriebspartner hätten ohne Erlaubnis Callcenter mit der Kundenanwerbung beauftragt und überhöhte Provisionen kassiert. Gegen sie sei Strafanzeige gestellt worden. Auch außerhalb der EU seien Subpartner beauftragt worden.
Nach ersten Verdachtsmomenten, dass es bei einigen Vertragsabschlüssen nicht mit rechten Dingen zugehe, hatte der Konzern nach Aussagen des Sprechers bereits im Februar bei der Bonner Staatsanwaltschaft Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt. Damals hatte sich ein türkischer Call-Center-Mitarbeiter an die Telekom gewandt - wegen angeblich ausstehender Zahlungen. Die Ermittler hätten bereits Daten sichergestellt und Verdächtige vorläufig festgenommen, erklärte die Telekom.
In vier Fällen habe sich der Verdacht gegen Vertriebspartner erhärtet, sagte der Konzernsprecher. Der "Kern" sei damit wohl getroffen. Der Telekom sei ein Schaden in Millionenhöhe entstanden, weil die Vertriebspartner angegeben hätten, dass die Kundenverträge in Verkaufsshops abgeschlossen worden seien, was je nach Produkt zehn bis 30 Prozent höhere Provisionen bringe als die Telefonanwerbung.
Einige zehntausend Verträge seien von den unrechtmäßig beauftragten Call-Centern abgeschlossen worden. Der Konzern fordert von den betreffenden Vertriebspartnern Provisionen und Vertragsstrafen von rund 1,5 Mio. Euro. Die Telekom habe bereits 2008 Systeme mit Schwachstellen abgeschaltet und die Sicherheitsvorkehrungen für die übrigen erhöht, sagte der Sprecher.
Das Image des Konzerns ist durch die sogenannte Spitzelaffäre, bei der es zu missbräuchlicher Nutzung von Verbindungsdaten gekommen ist, und durch zahlreiche Fälle von Datenklau angekratzt. So räumte der Konzern etwa vor einem Jahr ein, dass persönliche Daten von Millionen T-Mobile-Kunden in fremde Hände gelangt sind. Im vergangenen Jahr richtete die Telekom ein eigenes Vorstands-Ressort ein, um den Datenschutz zu verbessern, und informiert im Internet über Fälle.