Europas Leitbörsen schließen einheitlich schwächer

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Die europäischen Leitbörsen sind am Dienstag nach einem ruhigen Handelstag einheitlich mit Verlusten aus dem Handel gegangen. Der Euro-Stoxx-50 verbilligte sich um 46,54 Einheiten oder 1,44 Prozent auf 3.184,38 Zähler.

Während auf Konjunkturseite enttäuschende Daten aus Großbritannien lediglich auf eine Abschwächung der Wachstumsraten deuten, zeigten die erneut enttäuschenden Daten aus Deutschland eine nachhaltigere Schwäche. Die deutsche Exportwirtschaft sank im Mai gegenüber April um 1,1 Prozent, stieg jedoch im Vergleich zum Vorjahr um 4,3 Prozent.

Bei dünner Nachrichtenlage könnten die Investoren auch über die Grenzen in die USA blicken: Im Fokus steht die Spekulation um die Entwicklung der Geldpolitik. Mit entsprechender Spannung würden daher die Reden der Fed-Mitglieder Jeffrey Lacker und Narayana Kocherlakota erwartet, die neue Impulse geben könnten. Am Mittwoch wird zudem das Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung veröffentlicht. Weiterhin warten Anleger gespannt auf den Start der Quartalsberichtssaison in den USA. Zudem seien die Befürchtungen einer Eskalation im Nahen Osten gestiegen, sagte ein Marktanalyst. Nach massivem Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen startete Israel eine neue Offensive gegen die radikal-islamische Hamas.

Auf Unternehmensseite verhält sich der Bankensektor auffällig. Bei einigen Werten werden einem Händler zufolge derzeit immer wieder automatische Verkaufsaufträge zur Verlustbegrenzung - die so genannten "Stop-Loss-Aufträge" - ausgelöst. Das sorge für anhaltenden Druck auf die Kurse. Zudem lasteten Abschreibungen einiger Institute in Osteuropa und das fortgesetzte Niedrigzinsumfeld auf der Branche. Hinzu kämen Medienberichte über Verhandlungen der Commerzbank mit der US-Justiz über mögliche Strafzahlungen.

Mittlerweile erscheine die im Vergleich zum Gesamtmarkt schwache Kursentwicklung des Sektors in den vergangenen beiden Wochen aber übertrieben, meinte der Händler. Die Aktien der Commerzbank fielen um fast 5,61 Prozent auf 10,845 Euro, Unicredit-Papiere büßten 3,28 Prozent ein. Papiere von Deutsche Bank (minus 2,13 Prozent), BNP Paribas (minus 2,13 Prozent) und Intesa SanPaolo verloren 4,12 Prozent. Die Commerzbank habe Insiders zufolge Gespräche mit US-amerikanischen Behörden über eine Strafzahlung von 500 Mio. Dollar geführt.

Ebenso turbulent geht es in der Luftfahrtbranche zu. Gekappte Gewinnprognosen der Fluggesellschaft Air France-KLM belasteten die Anteilsscheine der Lufthansa. Sie verloren rund 3,81 Prozent. Die Franzosen monierten Überkapazitäten auf Langstreckenflügen. Die Air France-KLM-Titel brachen in Paris um rund 8,72 Prozent ein.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr wird nach Einschätzung von Experten den Luftverkehrskonzern auf einen schärferen Billigkurs steuern. Vor allem die Anteilseigner erwarteten, dass Lufthansa sich stärker am europäischen Low-Cost-Markt beteilige, hieß es in Unternehmenskreisen. Die Konkurrenten wie Easyjet (minus 5,81 Prozent) oder Ryanair (minus 2,63 Prozent) fliegen mit strikter Kostenkontrolle seit Jahren Gewinne ein. Im Lufthansa-Konzern kommt für ein paneuropäisches Netz mit Verbindungen wie Mailand-London oder Warschau-Paris die bislang vernachlässigte Tochter Eurowings infrage, die ein niedrigeres Tarifniveau für die Beschäftigten aufweist als die Mutter Lufthansa.

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