Die Europäische Zentralbank (EZB) belässt den Leitzins im Euroraum ungeachtet der immer bedrohlicheren Schuldenkrise bei 1,0 Prozent. Der EZB-Rat hielt damit dem wachsenden Druck zunächst stand, die eskalierende Schulden- und Bankenkrise und die schwache Konjunktur mit noch billigerem Geld zu bekämpfen.
Nach Überzeugung von Beobachtern sieht die Notenbank zunächst die Politik am Zug und hält ihr Pulver vor der Wahl in Griechenland und dem EU-Gipfel Ende Juni trocken. Spitzt sich die Krise noch weiter zu, könne die Notenbank notfalls aber eingreifen. "Die EZB hat bewiesen, dass sie schnell reagieren kann, wenn auch die Regierungen zu weiteren Anstrengungen bereit sind", sagte Citigroup Europa-Chefvolkswirt Jürgen Michels. Zudem bestehe die EZB nun auf die Rückendeckung der Politik, bevor sie weitere Maßnahmen ergreift. Neben dem Drehen an der Zinsschraube ist auch denkbar, dass die EZB Banken erneut langfristig billiges Geld leiht oder wieder Anleihen strauchelnder Staaten kauft.