Mit sehr fester Tendenz erwarten heimische Aktienhändler am Montag die Eröffnung an der Wiener Börse. Außerbörslich dürfte der ATX nach Händlerschätzungen rund 23 Punkte über dem Schluss-Stand vom Freitag (2.311,77) liegen.
Im weiteren Tagesverlauf sehen Marktteilnehmer den ATX in einer Bandbreite zwischen 2.310 und 2.410 Einheiten. Die ATX-Prognose wichtiger Banken geht von einem ATX-Schluss bei 2.385 Punkten aus.
Marktteilnehmer rechnen zum Wochenauftakt mit deutlichen Kursgewinnen. Der von der EU in der Nacht beschlossene Rettungsschirm sollte an den europäischen Märkten für eine deutliche Erholung nach den schweren Abschlägen in der Vorwoche sorgen.
Die asiatischen Märkte reagierten mit klaren Aufschlägen und die europäischen Futures zeigten sich mit starken Zugewinnen. Vor allem die zuletzt arg geprügelten Finanzwerte könnten vom Auffangnetz für die Eurozone profitieren, hieß es von Marktbeobachtern.
Am Freitag hatte der heimische Leitindex 3,33 % tiefer bei 2.311,77 Punkten geschlossen. Marktteilnehmer verwiesen auf das erneut klar negative Börsenumfeld, dem sich die Wiener Börse nicht entziehen konnte. Die Nervosität vor der Ausweitung der Schuldenkrise in Europa werde immer größer, so ein Händler. Auf Wochensicht musste der ATX nach den herben Verlusten in den vergangenen vier Sitzungen einen Abschlag von fast 13 % verbuchen.
Europas Börsen dürften allgemein jubeln
Vor dem Hintergrund des 750 Milliarden schweren Rettungsschirmes für die Eurozone rechnen Marktteilnehmer auch europaweit zum Wochenauftakt mit kräftigen Kursgewinnen an den europäischen Aktienmärkten. So notierte gegen 8.20 Uhr der Future auf den Euro-Stoxx-50 mit einem Kursplus von 5,7 %. Den Londoner Leitindex, FTSE 100, erwartet Finspreads 2,44 % höher. Der X-DAX als außerbörslicher Indikator für den DAX notierte um 8.10 Uhr bei 5.907,38 Punkten und damit 3,36 % höher als zum Xetra-Schluss vom Freitag.
Die Vorgaben sind sehr freundlich: Der Future auf den Dow Jones Industrial Average (DJIA) sprang seit dem Börsenschluss in Europa am Freitag um 2,4 % in die Höhe und auch in Japan ging der Nikkei-225-Index deutlich entspannt aus dem Handel. "Das Hilfspaket in Europa ist beispiellos und dürfte wieder etwas Risikoappetit in die überverkauften Märkte zurückbringen. Die Bewegung der letzten Woche könnte aber als längerfristig überlagernde Korrektur angesehen werden und so die Hoffnung auf eine schnelle Umkehr limitieren" kommentierte Ben Potter von IG Markets.
Für neue Handelsimpulse könnte im Verlauf die zu Mittag anstehende Leitzinsentscheidung in Großbritannien sorgen. Allerdings rechnen Marktteilnehmer mit einem Festhalten der Bank of England (BoE) an ihrer Niedrigzinspolitik.
Nach den jüngsten dramatischen Verlusten sollten die Bankenwerte am heutigen Handelstag zu den größten Gewinnern zählen. So gewannen die Aktien der Deutschen Bank im vorbörslichen Handel 5,7 % auf 48,41 Euro, die Anteilsscheine der Commerzbank legten um 4,08 % auf 5,94 Euro zu.
Auch Aktien von Fluggesellschaften dürften einen Blick wert sein, da drei Wochen nach dem Flugchaos die Asche aus dem Eyjafjallajökull-Gletscher den Luftverkehr über Teilen Deutschlands und Europas erneut massiv behindert. Zudem legte der Bergwerkskonzern Lonmin Zahlen vor.
In Frankfurt dürften Versorgertitel wie RWE und E.ON im Mittelpunkt stehen. Die Abwahl der schwarz-gelben Koalition in Nordrhein-Westfalen und der damit verbundene Verlust der Regierungsmehrheit im Bundesrat dürfte für Verunsicherung bezüglich der geplanten Laufzeitverlängerungen für Kernkraftwerke sorgen. "Die Chancen für eine entsprechende Änderung des Atomgesetzes sind deutlich gesunken, auch wenn nicht ganz klar ist, ob diese überhaupt einer Zustimmung des Bundesrats bedarf", kommentierte ein Börsianer.