bwin-Aktien rutschen nach EuGH-Urteil 8,5 Prozent ab

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Die Aktien des heimischen Glücksspielanbieters bwin sind im frühen Geschäft deutlich unter Druck geraten. Bis gegen Mittag rutschten die Anteilsscheine um 7,89 Prozent auf 26,50 Euro ab. Ein richtungsweisendes Gerichtsurteil des EuGH hat ergeben, dass das in Portugal bestehende Verbot für Glücksspiele im Internet für Unternehmen wie bwin nicht gegen den freien Dienstleistungsverkehr verstößt.

Das Urteil gilt insofern als wegweisend, als dass "Beschränkungen der Dienstleistungsfreiheit aus zwingenden Gründen des Allgemeininteresses gerechtfertigt sein können", wie der EuGH festgestellt hat. Die Europäische Union habe damit mangels einer Harmonisierung der Gesetzeslage die Handhabung der Glücksspielgesetze in die Hände ihrer Mitgliedsstaaten gelegt, kommentierten Beobachter.

"Schlacht verloren, Krieg noch nicht" - Sechs ähnlich Verfahren im Gange

Als einen herben Rückschlag für bwin sieht Analyst Alfred Reisenberger von CA Cheuvreux das Urteil. "Sie haben eine Schlacht verloren, den Krieg aber ganz sicher nicht", zeigt sich der Experte überzeugt. Demnach zeige sich aktuell, dass es verschiedene Interessen innerhalb der EU gebe: Während Italien auf eine vollkommenen Liberalisierung des Marktes zusteuere, seien beispielsweise Deutschland und Portugal dagegen. Außerdem offenbare sich, wie unsicher die rechtliche Situation in Europa ist. "Jeder kocht sein eigenes Süppchen", so Reisenberger.

"Das Urteil ist keine große Überraschung", meint UniCredit-Analystin Katharina Kastenberger. Die EU habe in der Vergangenheit versucht, eine möglichst neutrale Position einzunehmen. "Macht euch das selbst aus", sei die Devise. Für bwin sei der Bescheid natürlich negativ, denn sechs ähnliche Verfahren, beispielsweise in den Niederlanden, wären noch im Gange. "Auf diese könnte das EuGH-Urteil Auswirkungen haben", so Kastenberger. Die Anlageempfehlung der UniCredit bleibt jedoch weiterhin bei "Hold".

Operativ sei das Urteil "kein großer Beinbruch", erklärt der CA Cheuvreux-Experte Reisenberger. Das Portugal-Geschäft mache weniger als 4 Prozent der Bruttospielerträge aus, diese könnten anderweitig wettgemacht werden. Gegenüber dem ersten Schock der Anleger werde sich aber der geschäftliche Grundtenor durchsetzen, und dieser wird laut dem Analysten positiv sein. Somit bleibt auch die Kaufempfehlung "Outperform" von CA Cheuvreux aufrecht.

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