Dank freundlicher US-Vorgaben sollte der deutsche Aktienmarkt am Freitag nach dem Vortagsrücksetzer mit leichten Gewinnen seinen Aufwärtstrend fortsetzen. Der X-Dax, der auf Basis des Dax-Futures den außerbörslichen Stand des deutschen Leitindex anzeigt, lag kurz nach 8 Uhr bei 5.726 Punkten und damit 0,42 % über dem Dax-Xetra-Schluss vom Vortag.
Angesichts eines leeren Terminkalenders rechnen Börsianer mit einem anhaltend ruhigen Handel, wobei insbesondere der Optionsverfall an der Terminbörse für leichte Impulse sorgen könnte. In den USA schlossen die Börsen zwar mit Verlusten, doch der Future auf den US-Leitindex Dow Jones Industrial legte seit dem Xetra-Schluss vom Vortag um 0,63 % zu. In Tokio verabschiedete sich die Aktienbörse uneinheitlich ins Wochenende.
Aktien der Deutschen Bank könnten unter Druck geraten. Händler verwiesen auf Medienberichte, denen zufolge die Ratingagentur Moody's wegen gewisser Schwächen des Kreditprofils der führenden deutschen Bank eine Senkung ihres derzeitigen Langfristratings "Aa1" prüft. Auch die Bewertung "B" für die Finanzstärke des Unternehmens steht demnach zur Disposition. "Das verheißt heute morgen nichts Gutes für die Aktie und dürfte einmal mehr Spekulationen über eine Kapitalerhöhung heraufbeschwören", mutmaßte ein Händler.
Papiere der Merck KGaA erwarten Börsianer weiter unter Druck. Wie der Pharmakonzern am Vortag während des späten Xetra-Handels bereits mitgeteilt hatte, gab es für das Krebsmittel Erbitux einen erneuten Rückschlag. Die europäische Arzneimittelbehörde EMEA (European Medicines Agency) habe sich gegen den Einsatz des Medikaments bei einer bestimmten Form von Lungenkrebs ausgesprochen. Als neuen Belastungsfaktor sehen die Händler die Reaktion der Citigroup, die die Aktien von "Buy" auf "Hold" herunterstufte und das Kursziel von 75 auf 70 Euro zurücknahm. Die Entscheidung der EMEA sei eine negative Überraschung, so Analyst Mark Dainty. Vorbörslich war die Aktie einer der wenigen Verlierer im Dax.
Im Blick stehen auch die Anteilsscheine der Deutschen Telekom.
Händler verwiesen auf einen Bericht im "Handelsblatt" (HB), in dem es unter
Berufung auf Konzernkreise heißt, das Telekomunternehmen suche einen Partner
für seine Sparte T-Mobile US, um sich die hohen Ausgaben für den Ausbau
seines Mobilfunknetzes in den USA zu teilen.
Geprüft werden demnach
Netz-Kooperationen mit Billiganbietern wie Metro PCS oder Clearwire, aber
auch eine Kooperation mit Konkurrent AT&T oder die Beteiligung eines
Finanzinvestors. Ein Börsianer wollte dem Bericht allerdings kaum Einfluss
auf die Aktie zugestehen. "Die Geschichte ist nicht wirklich neu und eine
Kooperation mit AT&T könnte zu kartellrechtliche Problemen führen", so sein
Fazit.
Im MDax drohen Papieren des Bezahlsenders Sky Deutschland Abschläge, wie das Kursminus von knapp 2 % im vorbörslichen Handel bei Lang & Schwarz bereits vermuten ließ. James Murdoch, zuständiger Chef für die Europa- und Asiengeschäfte des Großaktionärs News Corp., sagte in einem Interview, der Medienkonzern plane derzeit nicht, seinen Anteil an Sky Deutschland zu erhöhen. Damit würden frühere Aussagen zwar letztendlich nur bestätigt, allerdings sei die Frage, ob das den Sky-Aktien helfen könne, die am Vortag ein deutliches Verkaufssignal gegeben hätten, sagte der Börsianer.
Bei den Technologiewerten sollten Qiagen-Aktien im Auge behalten werden. Wie am Donnerstagabend nach Handelsschluss bekannt geworden war, hat sich die Riesner Verwaltungs GmbH vom Qiagen-Mitgründer Detlev Riesner zwischen dem 16. und 19. November von Aktien des Biotechunternehmens im Wert von mehr als drei Millionen Euro getrennt. "Es ist nie ein gutes Zeichen, wenn ein Unternehmens-Insider eine so große Menge Aktien verkauft", sagte ein Börsianer. Allerdings dürfte der Kurseinfluss begrenzt sein.