Die nachlassende Euphorie über ein Rettungsnetz für die Eurozone hat den europäischen Börsen am Dienstag deutliche Verluste eingebracht. Auch der schwächelnde Euro und die negativen Vorgaben aus Übersee belegten die Ernüchterung der Anleger, so dass der Kurssprung vom Vortag zunächst ein Strohfeuer blieb.
Finanzwerte, die am Montag überdurchschnittlich von der Markterholung profitiert hatten, gehörten nun zu den größten Verlierern. So gaben Credit Agricole 5,81 % auf 10,125 Euro ab und in London fielen Royal Bank of Scotland (RBS) um 4,95 % auf 49,31 Pence zurück.
Der britische Versicherer Aviva hat nur wenig von der Erholung des heimischen Marktes profitieren können. Diese sei von einem Absatzeinbruch in den USA überlagert worden, teilte die britische Nummer zwei der Branche mit. Die Erlöse in den USA brachen im 1. Quartal zum Vorjahr um 48 % ein. Aviva-Aktien fielen um 2,5 % auf 330,60 Pence.
Auch in Zürich mussten Banken- und Versicherungstitel deutliche Abschläge verkraften. Aktien der Schweizer Privatbank Julius Bär profitierten nur zwischenzeitlich von Aussagen zur Geschäftsentwicklung, konnten sich aber letztlich dem negativen Branchentrend nicht entziehen und verloren 1,35 % auf 33,54 Schweizer Franken. Das Institut berichtete für die ersten vier Monate 2010 einen Anstieg des verwalteten Vermögens um 14 %. Marktbeobachter sprachen von Eckdaten im Rahmen der Erwartungen und ohne Überraschungen.
Aktien von Bergbaukonzernen mussten wieder rückläufigen Metall-und Ölpreisen Tribut zollen. Xstrata gaben 5,27 % auf 1.034,5 Pence ab und Vedanta verloren 4,39 % auf 2.439,00 Pence. Der spanische Telekomkonzern Telefonica kann erst einmal nicht wie geplant das brasilianische Mobilfunkunternehmen Vivo komplett übernehmen, da der andere Anteilseigner Portugal Telecom das 5,7 Mrd. Euro hohe Gebot zurück wies. Die Titel des spanischen Unternehmens büßten 7,47 % auf 15,915 Euro ein und übernahmen damit die rote Laterne als Schlusslicht im Euro-Stoxx 50.
Im Fokus der Anleger standen auch in der Krise einmal mehr Unternehmenszahlen. Bei Carlsberg ging der operative Gewinn im ersten Quartal um 7 % zurück. Dennoch konnte der dänische Brauereikonzern die Analystenerwartungen übertreffen, was den Titeln deutliche Kursgewinne von 3,2 % auf 461,2 dänische Kronen bescherte.
Für Papiere von Tui Travel ging es um 3,36 % auf 250 Pence bergab. Der britische Reiseveranstalter konnte im Ende März ausgelaufenen ersten Geschäftshalbjahr trotz eines rückläufigen Umsatzes seinen saisontypischen Verlust leicht verringern. Unterdessen trübt die Vulkanasche-Wolke aus Island die Gewinnaussichten für das 2. Halbjahr. Deren Auswirkungen führten auch dazu, dass der Billigflieger Easyjet seine Jahresziele für den Gewinn nach unten schraubte. Entsprechend gaben die Aktien um 3,55 % auf 426,5 Pence nach.
Der deutsche Energiekonzern E.ON (-1,6 % auf 24,94 Euro) lässt die Wirtschaftskrise allmählich hinter sich. Der größte deutsche Versorger setzte im ersten Quartal rund ein Drittel mehr Strom und Gas ab als im Vorjahreszeitraum. Vor allem dank Zuwächsen auf dem britischen Markt, im Energiehandel und im Ökostromgeschäft sei das EBIT um 20 % auf 3,7 Mrd. Euro gestiegen. Der Umsatz lag mit rund 26 Mrd. Euro auf dem Vorjahresniveau.