Wall Street folgt europäischen Börsen nach Brexit-Votum ins Minus.
Auch an den US-Börsen hat das Votum der Briten für einen Austritt aus der Europäischen Union (EU) die Anleger am Freitag überrascht und die Märkte klar ins Minus gedrückt. Gegen 15.50 Uhr fiel der Dow Jones Industrial Index um deutliche 455,14 Einheiten oder 2,53 Prozent auf 17.555,93 Zähler.
Der S&P-500 Index verlor 55,63 Punkte oder 2,63 Prozent auf 2.057,69 Zähler. Der Nasdaq Composite Index gab um 146,48 Punkte oder 2,98 Prozent auf 4.763,57 Einheiten nach. Damit kamen die US-Indizes verhältnismäßig glimpflich davon.
An den asiatischen und europäischen Börsen hatte das Brexit-Votum für ein schweres Kursbeben gesorgt: In Tokio ging es um knapp acht Prozent bergab und in Europa rasselten der deutsche DAX und der Euro-Stoxx-50 in der Früh um rund 10 Prozent in den Keller. Der britische FTSE-100 Index startete um knapp neun Prozent schwächer. Bis zum Nachmittag hatten die Anleger den Schock wieder etwas verdaut, die Indizes dämmten ihre Abschläge etwas ein: Zuletzt stand der Euro-Stoxx-50 mit achteinhalb Prozent im Minus und der britische "Footsie" konnte sich sogar auf einen Kursverlust von rund 3,3 Prozent verbessern.
Am Devisenmarkt löste das Ergebnis des britischen Referendums ebenfalls starke Kursausschläge aus. Das britische Pfund sauste nach unten und erreichte gegenüber dem US-Dollar zwischenzeitlich den tiefsten Stand seit 1985. Auch der Euro gab deutlich nach. Dagegen sprangen die Notierungen für Gold sowie der ebenfalls als "sicherer Hafen" geltende japanische Yen nach oben.
"Die US-Aktien folgen ganz klar dem europäischen Markt", sagte ein Händler. Nun bestehe die Gefahr einer britischen Rezession mit Auswirkungen auf Europa und die ganze Welt, die heftiger ausfallen könnten als die Verwerfungen während der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008. Weiter steigende US-Zinsen dürften damit zumindest für das laufende Jahr kein Thema mehr sein.
Indessen hat die US-Notenbank Fed angesichts des Brexit-Votums am Freitag mitgeteilt, dass sie die Entwicklungen an den weltweiten Finanzmärkten zusammen mit anderen Zentralbanken genau beobachtet. Zudem sei sie darauf vorbereitet, Dollar-Liquidität zur Verfügung zu stellen, falls dies aufgrund von Refinanzierungsdruck an den weltweiten Märkten notwendig werden sollte, der sich auch auf die Wirtschaft der Vereinigten Staaten auswirken könnte. Auch die britische Notenbank sowie die Europäische Zentralbank (EZB) und die japanische Notenbank signalisierten heute schon ihre Bereitschaft zu finanziellen Unterstützungsmaßnahmen für die Märkte.
Wie bereits in Asien und Europa standen an der Wall Street Bankaktien ganz oben auf den Verkaufslisten. Im Dow Jones rutschten Goldman Sachs um 4,88 Prozent ab, JPMorgan verloren klare 5,20 Prozent. Auch bei Morgan Stanley (minus 8,21 Prozent) und Bank of America (minus 5,31 Prozent) ging es klar bergab. Dass die großen amerikanischen Geldhäuser die erste Runde des jährlichen Stresstests bestanden haben, spielte angesichts des Brexit-Themas keine Rolle.
Vor dem Hintergrund stark gefallener Ölpreise mussten auch Werte aus dem Energiesektor Federn lassen: ExxonMobil und Chevron standen im Frühhandel mit 1,43 Prozent bzw. 2,27 Prozent im roten Bereich.
Positive Nachrichten gab es indessen für die Anleger, die auf einen Sieg von Hillary Clinton bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen hoffen. Denn ihr zwar chancenloser, aber hartnäckiger innerparteilicher Konkurrent Bernie Sanders äußerte gegenüber dem Sender MSNBC seine Bereitschaft, die Demokratin zu wählen. Ein Erfolg des republikanischen Kandidaten Donald Trump im November gilt als ein weiterer möglicher Schock für die Märkte.