Nach der Aufweichung des Bankgeheimnisses verliert die LGT im Heimmarkt weiterhin Kundengelder.
"Im dritten Quartal hat der Gesamttrend nicht völlig gedreht, es ist weiterhin der Fall, dass wir in Liechtenstein Kundengelder verlieren und außerhalb Liechtensteins gewinnen", sagte der Chef des größten Bankhauses des Fürstentums, Prinz Max von und zu Liechtenstein.
"Ich erwarte, dass wir in Liechtenstein irgendwann im kommenden Jahr die Talsohle erreichen." LGT spürt wie die anderen Banken des Landes, LLB und VP Bank, die Verunsicherung der Kunden, nachdem das Fürstentum unter dem Druck des Auslandes die weitgehende Aufhebung des Bankgeheimnisses eingeleitet hatte.
Nach Mittelabflüssen von 1,3 Mrd. Franken (857 Mio. Euro) 2008 zogen die Kunden im ersten Halbjahr 2009 netto weitere 1,6 Mrd. Franken aus dem von der Fürstenfamilie kontrollierten Institut ab. Zur Jahresmitte betreute LGT noch 79 Mrd. Franken.
Bedeutung des Heimmarktes nimmt ab
Prinz Max betonte aber, dass LGT breit aufgestellt sei und an den internationalen Standorten weitere Kundengelder anziehe. Die Bedeutung des Heimmarktes werde kontinuierlich abnehmen. Der kleine Alpenstaat war unter Druck geraten, nachdem der deutschen Bundesnachrichtendienst für 4,5 Mio. Euro Dateien mit Angaben über Hunderte LGT-Kunden gekauft hatte. Gestützt auf diese Daten wurde der frühere Post-Chef Klaus Zumwinkel in einem spektakulären Prozess wegen Steuerhinterziehung verurteilt.
Ein anderer deutscher Steuersünder fordert von der LGT 13 Mio. Euro Schadenersatz, da die Bank ihn nicht rechtzeitig über den Diebstahl der Kundendaten im Jahr 2002 informiert haben soll. Die Klage richtet sich gegen die Tochtergesellschaft LGT Treuhand, die LGT inzwischen verkauft hat.
"Bezüglich der Haftung steht außerfrage, dass LGT für Schadenersatzansprüche verantwortlich wäre", sagte der Prinz. LGT sei aber der Ansicht, dass die Klage jeglicher Grundlage entbehre. Bis zu einem Urteil dürfte es 2 oder 3 Jahre dauern.
Der LGT-Chef erwartet, dass Liechtenstein innerhalb einiger Wochen von der grauen Liste der Steueroasen verschwindet. Voraussetzung ist, dass das Land genügend Doppelbesteuerungsabkommen mit anderen Staaten unterzeichnet. Auch nach der Übernahme eines Großteils des Schweizer Commerzbank-Geschäfts peilt LGT weitere Zukäufe an.
"Wir erwarten, dass angesichts der Restrukturierung weiterer Banken mehr Geschäfte auf den Markt kommen, aber wir haben auch gesehen, dass die Preise wieder begonnen haben, anzuziehen", sagte der Prinz Max. "Wir werden sehr vorsichtig und diszipliniert sein, um nicht zu viel zu bezahlen."