Vorsorgeexperten sprechen sich für kontinuierliche Weiterentwicklung und Anpassungen bei den unterschiedlichen Vorsorgesystemen aus. Ziel müsste es sein, "alle System unter einen Hut zu bringen", so Wolfgang Mazal.
Derzeit seien die verschiedenen Vorsorgewege und -produkte - das Umlagesystem, das Pensionskassensystem, Lebensversicherungen und die Abfertigung neu - zu wenig systematisiert. Die produkttechnischen Möglichkeiten sollten in einem einheitlichen steuerrechtlichen Mantel zusammengefasst werden, forderte Manfred Baumgartl, Obmann der Lebensversicherungen im Versicherungsverband (VVÖ). So sollten etwa bei allen Produkten sowohl die Einzahlungen als auch die Zinserträge steuerfrei sein, und erst die Auszahlungen besteuert werden.
Andreas Zakostelsky von für die Raiffeisen-Uniqa-Gruppe tätigen Valida Vorsorge Management, sprach sich für die Stärkung der zweiten Säule (Firmenpensionen) der Pensionsvorsorge aus und fordert die Einführung eines Obligatoriums. Die größte Herausforderung sieht er in der Vermeidung von Altersarmut in breiten Bevölkerungsschichten durch die demografischen Entwicklungen und die Schwierigkeiten der Staatshaushalte bei der Finanzierung des Umlagesystems.
Das heimische Pensionskassensystem verfüge bereits über hohe Stabilität und Sicherheit und habe seit seiner Einführung vor 19 Jahren eine durchschnittliche jährliche Rendite von 5,93 % erwirtschaften können. Wenn schon keine verpflichtende Firmenpension kommt, sollte zumindest die Durchdringung bei Firmenpensionen in den kommenden zehn Jahren von derzeit 20 auf 80 % gesteigert werden. Insgesamt müssten die Vorsorgeprodukte viel verständlicher und transparenter werden, um Vertrauen zu gewinnen.
Mehr Eigenvorsorge
"Es wird mehr Eigenvorsorge kommen müssen", so Baumgartl, spricht sich aber gegen die Einführung eines Obligatoriums aus. Die Komponenten der Altersvorsorge sollten aber neu aufeinander abgestimmt werden. Für die Bürger sollte es mehr Wahlmöglichkeiten geben. So könnten die Leistungen aus dem Bereich der Privaten Rentenversicherung, der Pensions- und Vorsorgekassen als Überbrückungsrenten ("Bridgingrenten") das Umlageverfahren entlasten und zudem dem Wunsch nach frei wählbarem Pensionsantritt entgegenkommen. Auch bei der Pflegefinanzierung hätten sowohl Pensionskassen als auch Lebensversicherer Lösungspotenzial.
Mazal vermisst bei den zur Verfügung stehenden Vorsorgewegen und Vorsorgeprodukten klare Positionierungen. "Die Vorsorgeprodukte sind zu wenig systematisiert", so der Vorsorgeexperte. Von der Politik fordert er eine "stärkere Konturierung" der Produkte und kontinuierliche Anpassungen der Systemelemente an geänderte Verhältnisse. "Sicherheit durch Wandel", diese Motto sollten Politiker stärker wahrnehmen, so Mazal, der auch Wissenschaftlicher Leiter der Denkwerkstatt St. Lambrecht und der Gesellschaft für Zukunftssicherung und Altersvorsorge ist, die sich in der Vorwoche mit dem Thema "Zukunft der Altersvorsorge" auseinandergesetzt hat.
Das System der Altersvorsorge in Österreich sei in der Grundstruktur "relativ seriös", so Mazal weiter, auch die Abfertigung neu. Probleme bereiteten bei den Pensionskassen nur die Übertragungen und bei der Abfertigung neu seien die Arbeitgeberbeiträge "nicht berauschend". "Einem weiteren Ausbau steht nichts im Wege", meinte Mazal. Auch mit der "Hacklerregelung" und der "Invaliditätspension" müsste man was machen, sonst werde langfristig die Sicherheit des Umlagesystems gefährdet.
Andreas Csurda, Vorsitzender der Plattform der Vorsorgekassen, sieht in einem obligatorischem System große Zukunftschancen, sowohl zur Entlastung der ersten Säule, als auch zum Aufbau eines Pflegerentensystems und zur Durchführung von "Zeitwertkonten", die beim Modell einer flexiblen Arbeitszeitgestaltung in Anwendung kommen könnten.