Risiken minimieren

Austro-Banken sind in Osteuropa auf Rückzug

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Raiffeisen prüft Bankverkäufe in Ukraine, Ungarn und Slowenien.

Um Risiken in Zentral/Osteuropa abzubauen, schrauben Großbanken aus Österreich ihr Engagement in kritischen Teilen der Region zurück. Es werden auch ganze Banken in der Region ihre Besitzer wechseln. Jetzt hat die börsenotierte Raiffeisen Bank International (RBI) bestätigt, über einen Verkauf der Ukraine-Tochter zu sprechen und Angebote für die Ungarn-Bank zu prüfen. Am Prüfstand steht bei Raiffeisen zudem die Slowenien-Tochter.

Bewegen könnte sich nach APA-Informationen auch etwas beim Rest der einstigen Volksbank International: Nach EU-Vorgaben muss bis 2015 die teilstaatliche österreichische Volksbanken AG (ÖVAG) ihre - an die Alteigentümer ausgelagerte - Rumänien-Bank verkaufen. In der ÖVAG-Bilanz selbst ist die verlustträchtige Rumänien-Bank auf einen Euro abgeschrieben und entkonsolidiert. Insider hielten es im APA-Gespräch zuletzt für denkbar, die Volksbank Rumänien notfalls dem "Verkaufsteil" der staatlichen Hypo Alpe Adria zuzuschlagen.

Die Balkantöchter der Hypo müssen ebenfalls auf EU-Geheiß bis Mitte 2015 losgeschlagen sein. Wieder andere Stimmen sehen Teile der Rumänienbank der Volksbanker bei Großbanken landen.

Für die ukrainische Raiffeisen Bank Aval wurden unlängst zwei Milliardäre aus Russland und der Ukraine als Interessenten gehandelt. Wer für die seit Jahren defizitäre Ungarn-Tochter der RBI angeklopft hat, darüber rätselten am Dienstag Marktexperten. Grundsätzlich sei es immer positiv, wenn es Interessenten für eine Bank gebe, hieß es in Finanzkreisen heute. Der Schwenk Raiffeisens in Ungarn sorgte dennoch für Verwunderung am Markt.

In der Region und auch in Ungarn seien die Raiffeisen-Banker nicht die einzigen, die den Rückwärtsgang eingeschaltet haben, hieß es. Gerade in Märkten wie Ungarn sei es wohl nicht leicht, geeignete Käufer für Banken zu benennen. Da gehe es um teure Sondersteuern, Fremdwährungskredit-Streitigkeiten und ein bankenfeindliches Polit-Umfeld. In der Ukraine wird eine instabile politische Lage beklagt.

In der Ukraine hat die Erste Group vor wenigen Monaten ihre Tochter verkauft. Auch die Bank Austria - im UniCredit-Konzern für den Osten und Südosten zuständig - erwägt, ihre Ukraine-Bank Ukrsotsbank zu veräußern. Ihre kasachische Tochterbank ATF hat die Bank Austria erst heuer im April mit Verlust verkauft.

Experten sagten heute zur APA, dass es mit Blick auf die strengeren Kapitalvorgaben derzeit keine Tabus gebe. Großbanken hätten ihre Staatshilfen zu tilgen, frisches Kapital aufzustellen beziehungsweise freizumachen. In dem Zusammenhang ist aus Österreich die ganze BAWAG PSK als aktueller Verkaufskandidat im Gespräch. Die US-Fonds Cerberus und Golden Tree sollen bereits das Umfeld für einen BAWAG-Exit sondieren lassen.

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