Banken lassen zunehmend kleine Firmen abblitzen

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Im ersten Halbjahr wurde in der Eurozone jeder achte Kreditantrag von Firmen mit weniger als 250 Mitarbeitern abgelehnt, so eine EZB-Untersuchung.

77 % der Anträge seien dagegen ganz oder zumindest teilweise bewilligt worden. "Je größer und älter die einen Kredit suchende Firma war, desto wahrscheinlicher wurde er gewährt", heißt es in der erstmals erstellten Studie zur Kreditvergabe an KMU. Sie soll künftig alle 6 Monate vorgelegt werden. Im Fall von Mikrofirmen mit weniger als 10 Mitarbeitern sei nur die Hälfte der Anträge komplett bewilligt worden, bei mittleren und großen Firmen lag der Wert dagegen bei 70 %.

Der Studie zufolge sahen KMU im ersten Halbjahr schwierigere Kreditbedingungen als früher. 43 % dieser Firmen, die nach einen Kredit gefragt hatten, berichteten von einer Verschlechterung, nur 10 % sahen eine Verbesserung. Als Hauptursachen wurde der schlechte wirtschaftliche Ausblick angegeben, zudem wurden auch hohe Gebühren neben den eigentlichen Zinsen sowie die Anforderungen an Kredit-Sicherheiten genannt.

Finanzierungsfragen oft das drängendste Problem

Kleine und mittlere Firmen sind der Studie zufolge bei ihrer Finanzierung besonders stark von Bankkrediten abhängig, da sie im Gegensatz zu großen Konzernen praktisch gar nicht über den Verkauf von Anleihen oder Aktien an frisches Geld kommen. Finanzierungsfragen waren nach Ansicht von 17 % dieser Firmen das drängendste Problem im ersten Halbjahr. Noch mehr Druck machte nur die schwache Kundennachfrage (27 %). Der Wettbewerb (14 %), hohe Produktionskosten und Fachkräftemangel (jeweils 9 %) landeten dagegen auf hinteren Plätzen.

Für die Studie hatten die EZB und die EU-Kommission im Juni und Juli rund 6.000 Firmen in der Eurozone befragen lassen. Die meisten der Unternehmen hatten weniger als 250 Mitarbeiter, für Vergleichszwecke waren aber auch rund 450 große Firmen befragt worden.

Die EZB hatte in der Wirtschaftskrise den Leitzins zur Versorgung der Banken mit frischem Geld auf ein Rekordtief von nur 1 Prozent gesenkt und massiv Liquidität in den Markt gepumpt. Damit will sie verhindern, dass die Kreditversorgung der Unternehmen durch die Finanzkrise Schaden nimmt.

Notenbank-Chef Jean-Claude Trichet hatte Anfang September erklärt, die EZB sehe keine flächendeckende Kreditklemme. Die Banken würden vor allem deshalb weniger Darlehen an Unternehmen vergeben, weil Firmen aus Unsicherheit über die konjunkturelle Lage weniger investierten und entsprechend weniger Kredite nachfragten.

Deutsche Bundesbank sieht keine Kreditklemme

Die Deutsche Bundesbank erwartet in den kommenden Monaten eine spürbare Erholung der deutschen Wirtschaft. "Den Frühindikatoren zufolge ist mit einer merklichen Belebung der Wirtschaftsleistung im dritten Quartal zu rechnen", schreibt die Notenbank in ihrem am Montag in Frankfurt veröffentlichten Monatsbericht. Den deutschen Unternehmen helfe die globale Entspannung, die das wichtige Exportgeschäft belebe. Rückschläge seien aber nicht ausgeschlossen. Vom Finanzsektor gingen nach wie vor Konjunkturrisiken aus.

Die Aufwärtsbewegung "von einem sehr niedrigen Niveau aus" fuße vor allem auf der Rückkehr des Vertrauens sowie auf den umfangreichen Konjunkturprogrammen in zahlreichen Ländern und der expansiven Geldpolitik.

Entgegen verbreiteter Kritik von Politik und Unternehmen sieht die Bundesbank derzeit keine Anzeichen für eine Kreditklemme. Zwar habe sich das Kreditgeschäft inländischer Banken mit dem privaten Sektor seit Sommer 2008 deutlich abgeschwächt. Die Jahreswachstumsrate sank seit Juli 2008 um 2,7 Punkte auf 1,1 Prozent im Juli 2009.

Die schwächere Dynamik in der Kreditvergabe sei aber vor allem auf eine gesunkene Kreditnachfrage infolge der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung zurückzuführen. Gleichzeitig seien die Banken wie in Abschwungphasen üblich aufgrund der verschlechterten Aussichten und der damit gestiegenen Risiken bei der Kreditvergabe vorsichtiger geworden. Insgesamt sei die aktuelle Wachstumsrate bei der Kreditvergabe keineswegs außerordentlich niedrig.

"Diese Diagnose der augenblicklichen Situation schließt jedoch nicht aus, dass die Überwindung der Rezession in Deutschland durch zukünftig stärker zum Tragen kommende Kreditangebotseinflüsse erschwert werden könnte", schreibt die Bundesbank. Insbesondere wenn in der konjunkturellen Erholungsphase die Kreditnachfrage wieder anziehe, könnten mögliche Beschränkungen des Kreditangebots den Aufschwung hemmen.

Allerdings dürfte die erwartete konjunkturelle Erholung nach der Einschätzung der Bundesbanker angesichts der bestehenden Unterauslastung von Produktionskapazitäten weniger als sonst auf eine Bankkreditfinanzierung angewiesen sein. Insgesamt hält die Notenbank eine Kreditklemme auch in den kommenden Monaten für unwahrscheinlich.

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