BAWAG-Chef David Roberts tritt zurück

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Bei der dem US-Fonds Cerberus gehörenden BAWAG PSK steht ein unerwarteter Wechsel an der Konzernspitze an: Bankchef David Roberts (46) tritt aus gesundheitlichen Gründen zurück. Roberts ist herzkrank. Auf ärztlichen Rat legt er in gut zwei Wochen sein Amt in Wien zurück. Sein Nachfolger wird mit 16. September 2009 der bisherige Finanzvorstand Byron Haynes.

Der Brite Roberts war 2008 von Cerberus an die Spitze der einstigen Gewerkschaftsbank geholt worden. Er hat in den vergangenen Tagen mit seinem Vize Stephan Koren den endgültigen Vertrag über den Einschuss staatlichen Kapitals für die Bank ausverhandelt. Der Deal mit der Republik steht, sagte Roberts. In der Halbjahrespressekonferenz berichtete er über die Rückkehr in die Gewinnzone, zum ersten Mal seit mehr als zwei Jahren.

Von Jänner bis Juni 2009 wies die Bank dank Finanzanlagen unterm Strich einen Nettogewinn von 13,3 Mio. Euro aus, nach einem Verlust von 40,5 Mio. Euro im ersten Halbjahr 2008. Aus heutiger Sicht werde die BAWAG auch im Gesamtjahr 2009 profitabel sein, so Roberts, obwohl die Kreditrisikovorsorgen weiter signifikant steigen dürften.

Wie im April im Grundsatz vereinbart, wird der Staat 550 Mio. Euro Partizipationskapital (mit 9,3 Prozent Zins) zeichnen. Außerdem gewährt die Republik eine 400 Mio. Euro schwere Garantie. Weil die staatliche Hilfe erst das Okay der EU braucht, dürfte es November/Dezember werden, bis sie verbucht werden kann. Einen Nachschlag brauche die Bank aus heutiger Sicht danach nicht.

Roberts sprach von einer "fairen" Lösung mit der Republik. Anders als UniCredit, die im Zusammenhang mit dem Wandlungsrecht die Auslandsbanken in Österreich diskriminiert sieht, ortet der scheidende BAWAG-Chef darin keine Benachteiligung seines Hauses. "Sonst hätte ich den Vertrag nicht unterschrieben." Für den Fall, dass die Zinsen für das Staatsgeld zwei Jahre lang nicht bezahlt würden, könnte der Bund das PS-Kapital in eine direkte Beteiligung wandeln. Roberts betonte, dass die Bank ihren Verpflichtungen über die ganze Laufzeit nachkommen werde. Eine Teilverstaatlichung stünde demnach nicht im Raum.

Der US-Investor Cerberus stehe zu seiner Zusage, auch in den nächsten Jahren der maßgebliche Aktionär der BAWAG zu sein, sagte Roberts. Auch bei der jüngsten Kapitalspritze sei dies untermauert worden: "Wir haben gesagt, wir brauchen Kapital. Und das Kapital ist gekommen". Anfang August hätten die Eigentümer 205 Mio. Euro Kapital in die Bank eingebracht. Zuvor, im Juli, habe die Bank selber 80 Mio. Euro Tier-II-Kapital aufgenommen. Letztere Zuflüsse waren Bedingung, dass der Staat zuschießt.

"Die Bank ist gesund, ich bin es nicht"

Der BAWAG-Aufsichtsrat hat mit großem Bedauern das vorzeitige Ausscheiden von Roberts akzeptiert. "Es ist wie es ist. Der König ist tot, es lebe der König", sagte Roberts zur APA. Darauf wollte er es persönlich nicht ankommen lassen: Die Bank brauche einen Vorstandsvorsitzenden an der Spitze, der 150 Prozent arbeiten könne. Hätte er sieben Tage die Woche wie bisher weitergemacht, hätte ihm ein Herzinfarkt gedroht. Er sei da leider auch erblich vorbelastet. "Meine Ärzte haben mir gesagt, ich muss meinen Lebensstil radikal ändern."

"Die BAWAG PSK ist eine gesunde Bank. Unglücklicherweise bin ich es nicht", sagte Roberts in der Halbjahrespressekonferenz. Deshalb habe er sein Mandat viel früher als geplant beendet. Er müsse auch an seine sechs kleinen Kinder denken. Die Bank habe ein sehr gutes Vorstandsteam. Aufsichtsratschef Wulf von Schimmelmann sprach von einem großen Verlust für die Bank. Roberts habe gezeigt, dass es in der Bank möglich sei, als Team zu arbeiten. "Wir wünschen ihm alles erdenklich Gute für seine Gesundheit." Die Eigentümer wünschten sich Roberts weiter als Berater.

Byron Haynes ist für die nächsten drei Jahre neuer Vorstandschef, er bleibt auch Finanzvorstand. "Er wird darauf schauen, dass die BAWAG auf dem Weg bleibt, den sie eingeschlagen hat", versicherte der Aufsichtsratschef nach der Sitzung des Kontrollorgans. Haynes kündigte nach seiner Ernennung einen Ausbau des österreichischen Geschäfts an.

Kreditrisiko-Kosten mehr als verdoppelt

Die Verhandlungen mit der Republik waren hart, sagte Roberts. "Die Republik wollte, dass das Steuergeld so sicher und rentabel angelegt ist wie nur möglich", ergänzte Vizechef Stephan Koren. Im Wandlungsrecht - also im Recht des österreichischen Staates, die Partizipationsscheine im Fall von Zinsausfällen in Stammaktien der BAWAG zu wandeln - sieht auch Koren "kein besonderes Problem".

Man sei nämlich zuversichtlich, den Kupon bedienen zu können. Verhandelt wurde lange. Koren bestritt, dass das Staatsgeld "dringend" nötig war. Alle Banken benötigten mehr Kapitalunterlegung für ein Mehr an Krediten. Im ersten Halbjahr 2009 sind bei der BAWAG PSK die Rückstellungen und Wertberichtigungen um 71,4 Mio. Euro auf 125,8 Mio. Euro gestiegen. Mehr als verdoppelt haben sich allein die Vorsorgen für faule Kredite, nämlich um 42,2 Millionen auf 97 Mio. Euro.

Die Altlasten aus strukturierten Produkten sind nach Bankangaben geringer, Veranlagungen "restrukturiert" worden. Diese "Assets" hatten im Vorjahr zu den hohen Verlusten geführt. Gegenüber dem Ultimo habe sich der Buchwert des strukturierten Kreditportfolios um 20 Prozent auf 1,47 Mrd. Euro reduziert. Trotzdem werden weitere Belastungen daraus im zweiten Halbjahr nicht ausgeschlossen, heißt es. Ganz sicher ist sich der Vorstand, dass wegen der Wirtschaftskrise die Kreditausfälle und damit die Kredit-Risikokosten weiter signifikant zunehmen.

Operativ hat die Bank nach eigenen Angaben das (im Vorjahr negative) Ergebnis von minus 20 auf jetzt plus 200 Mio. Euro angehoben, obwohl das Zinsergebnis 6 Prozent rückläufig war. Besser ausgefallen ist das von aktuellen Investmentbewertungen abhängige Finanzergebnis. Vor Steuern drehte im Halbjahr das Konzernergebnis von einem Vorjahresverlust von 74,2 Millionen auf einen Bruttoüberschuss von 65,9 Mio. Euro.

Kein signifikanter Personalabbau

Der Verwaltungsaufwand sank bis Juni um 15 Prozent, obwohl nicht signifikant Personal abgebaut wurde, wie es weiter hieß. Stärker wurde der Rotstift beim Sachaufwand angesetzt. Er sank um ein Drittel. Der Markt in Österreich sei hart, betonte das BAWAG-Management, der Kampf um Spareinlagen schärfer geworden. Zum Teil deutliche Zuwächse meldete die BAWAG vor allem im Wertpapierabsatz, weiters bei Gehaltskonten und Bausparern und in Kreditgeschäftssparten.

Vor den jetzt fixierten Kapitaleinschüssen betrug zum Halbjahresstichtag 2009 die Tier-1-Kernkapitalquote 6,7 Prozent (Dezember: 6,9 Prozent) und die Eigenmittelquote 9,6 (Dezember: 9,8) Prozent, teilte die Bank weiter mit. Die "Überschuss-Liquidität" sei seit Ultimo um 7 Prozent auf 6,6 Mrd. Euro angewachsen, hieß es. Die BAWAG-Bilanzsumme lag Ende Juni mit 40,8 Mrd. Euro um 1,8 Prozent unter dem Jahresendwert von 2008. Grund: Abzug kurzfristiger Veranlagungen bei Banken.

Stichwort "Kellerakten": Dass auf die BAWAG nach Ermittlungen wegen kolportierter jahrelanger Begünstigungen von SPÖ und ÖGB neue Belastungen zukommen werden, glaubt Koren nicht. "Wir haben das interessiert in der Zeitung gelesen. Wir gehen nicht davon aus, das es gravierende Belastungen für die Bank gibt."

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