EADS ausgestochen

Boeing sichert sich "Jahrhundertdeal"

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Der Auftrag aus dem US-Pentagon umfasst 25 Milliarden Euro.

Der europäische Luftfahrtkonzern EADS hat seinen jahrelangen Bieterwettstreit mit Boeing um einen Milliardenauftrag der US-Luftwaffe verloren. Das Pentagon erteilte dem US-Konzern am Donnerstag den Zuschlag für den Auftrag zur Modernisierung seiner Tankflugzeugflotte. Insgesamt soll der Auftrag den Bau von 179 Flugzeugen für rund 35 Milliarden Dollar (25,4 Mrd. Euro) umfassen. Das unterlegene Unternehmen hat nach der Bekanntgabe zehn Tage Zeit, um gegen die Entscheidung Beschwerde einzulegen.

Boeing habe sich nach eingehender Prüfung der Angebote als "klarer Gewinner" erwiesen, sagte US-Vizeverteidigungsminister William Lynn in Washington. EADS habe das Recht, Einspruch gegen die Entscheidung einzulegen. "Wir sind aber überzeugt, dass die Entscheidung in einem klaren und transparenten Verfahren gefallen ist", sagte Lynn. Nach Pentagon-Angaben soll Boeing in einer ersten Tranche bis 2017 insgesamt 18 Tankflugzeuge für 3,5 Milliarden Dollar liefern.

Dritter Versuch
Die Ausschreibung war bereits der dritte Versuch des Pentagon, neue Tankflugzeuge für die US-Streitkräfte zu bestellen. Eine erste Ausschreibung hatte 2003 Boeing gewonnen. Allerdings widerrief das Pentagon die Vergabe, nachdem bekanntgeworden war, dass eine Pentagon-Mitarbeiterin Boeing widerrechtlich mit Informationen versorgt hatte. In einem zweiten Verfahren setzte sich EADS im Februar 2008 durch. Boeing focht das Vergabeverfahren daraufhin vor dem Rechnungshof des US-Kongresses erfolgreich an. Das Pentagon schrieb den Auftrag schließlich 2009 komplett neu aus.

Der Stabschef der US-Luftwaffe, Norton Schwartz, sagte nach der Entscheidung, der Bau und die Lieferung der Flugzeuge sei "lange überfällig". Es bestehe dringender Bedarf nach den Flugzeugen.

Der Bieterwettstreit war immer wieder von nationalen Prestige-Erwägungen überlagert. Boeing unterstrich, dass es im Gegensatz zum europäischen EADS-Konzern ein "rein amerikanisches" Flugzeug liefern könne, das 50.000 Arbeitsplätze in mehr als 40 US-Bundesstaaten schaffe. EADS hatte diese Darstellung zurückgewiesen und betonte, 48.000 Jobs in den USA schaffen zu wollen. Die Maschinen sollten im US-Bundesstaat Alabama gefertigt werden. Unterstützt wurde EADS von US-Zulieferern wie Alcoa, General Electric und Honeywell.

Intensives Verfahren
Das Vergabeverfahren war von intensiven Lobbybemühungen von Kongressabgeordneten begleitet, die auf die Schaffung von Arbeitsplätzen in ihren Wahlkreisen drängten. Die demokratische Senatorin Patty Murray, in deren Heimatstaat Washington ein Großteil der Maschinen gefertigt werden soll, begrüßte den Zuschlag für Boeing als "Sieg für die amerikanischen Arbeiter und die amerikanische Luftfahrtindustrie".

Die derzeitige US-Flotte an Tankflugzeugen stammt zum Teil noch aus den 1950er Jahren. Boeing und EADS nutzten für ihre Angebote bestehende Passagierflugzeuge, die für die Bedürfnisse der US-Luftwaffe umgerüstet werden sollen. Boeing will dafür sein Langstreckenflugzeug 767 nutzen, EADS hielt mit seinem Airbus A330 dagegen.

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