Ende des Wachstumswunders

China wächst so langsam wie 1999

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Zunahme von nur 7,7 Prozent im Jahr 2013.

Die Konjunkturschwäche in weiten Teilen der Welt hat 2013 das Wachstum der größten Handelsnation gebremst. Das chinesische Bruttoinlandsprodukt legte mit 7,7 Prozent zwar genauso stark zu wie 2012 - viel für europäische Verhältnisse. Ein geringeres Plus verzeichnete die Volksrepublik aber zuletzt 1999. Das von der Regierung ausgegebene Ziel von 7,5 Prozent wurde übertroffen.

"Unsere Volkswirtschaft hat sich 2013 stabilisiert", erklärte das Statistikamt in Peking am Montag. "Wir bewegen uns jetzt in eine kritische Phase der Entwicklung und Transformation."

Experten gehen davon aus, dass sich die chinesische Konjunktur weiter abkühlen wird. "Es wird sehr schwer werden, in diesem Jahr ein Wachstum von acht Prozent zu erreichen", sagte der Ökonom Ting Lu von der Bank of America-Merrill Lynch in Hongkong. Er rechnet 2014 eher mit 7,6 Prozent. Die Staatsführung will die Wirtschaftsstruktur des Landes verändern und nimmt dafür kurzfristig Rückschläge in Kauf. Sie will vor allem den Konsum stärken, um unabhängiger von ausländischen Investitionen und von Exporten zu werden.

"Die Zeit des 'Wachstumswunders China' ist vorbei", sagte auch der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. "Zukünftig werden selbst Wachstumsraten von 7,7 Prozent nur schwer zu erreichen sein." Das sei aber nicht weiter dramatisch, da sich das Land auf dem Weg zu einer höherentwickelten Volkswirtschaft befinde.

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Das Bruttoinlandsprodukt hatte 30 Jahre lang rasant zugelegt. Die Entwicklung brachte Millionen Einwohnern Wohlstand, führte aber auch zu massiven Umweltzerstörungen und extremen sozialen Unterschieden.

Ein höheres Wachstum wurde von der schlappen Weltkonjunktur verhindert, die die Nachfrage nach Waren aus China drückte. Der Handel wuchs 2013 lediglich um 7,6 Prozent, während die Regierung ein Plus von mindestens acht Prozent ausgegeben hatte. Grund dafür war zum einen die Rezession in der Eurozone, zum anderen das schwächere Wachstum in großen Schwellenländern. Dagegen brummt der Immobilienmarkt trotz aller Bemühungen der chinesischen Staatsführung, den Boom zu drosseln. Die Bauinvestitionen zogen um fast ein Fünftel an. Die Investitionen in Anlagen wie Fabriken legten mit 19,6 Prozent ähnlich stark zu. Die Industrieproduktion zog um 9,7 Prozent an, der Einzelhandelsumsatz um 13,1 Prozent.

Die schwächeren Konjunkturdaten stimmten die Anleger in Europa vorsichtig. Der deutsche Leitindex Dax zum Beispiel verlor 0,6 Prozent auf 9.684 Zähler. In Asien machten manche Aktienmärkte nach der Veröffentlichung der Daten etwas Boden gut, doch die meisten Börsen verharrten im Minus.

Die chinesische Konjunktur hat sich auch zum Jahresende weiter abgekühlt. Das Wirtschaftswachstum betrug im vierten Quartal 7,7 Prozent. Im Vorquartal waren es noch 7,8 Prozent. Von Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt allerdings einen noch deutlicheren Rückgang auf 7,6 Prozent erwartet.

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