Der Drache lahmt: Wirtschaft hofft auf Impulse von Chinas Regierung.
Chinas Wirtschaft kühlt sich im Vergleich zu den zweistelligen Wachstumsraten der Vergangenheit stark ab. 2014 wuchs sie mit 7,4 Prozent so wenig wie seit 24 Jahren nicht mehr.
Der einst ungetrübte Boom hat sich zu einer durchwachseneren Lage gewandelt. Erst am Wochenende drehte die Notenbank zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten mit einer Zinssenkung die Geldhähne auf. Das Kalkül: Geschäftsbanken sollen billiges Geld an die Unternehmen weitergeben, so dass diese leichter Kredite für neue Investitionen aufnehmen können.
In China hängt die weitere Konjunkturentwicklung aber auch stark von den Maßnahmen ab, mit denen die Regierung den weiteren Umbau ihrer Wirtschaftsstrategie vorantreiben und eine harte Landung nach den Rekordzuwächsen der Vergangenheit verhindern will. Aus Sicht der Führung soll Chinas Wirtschaft nicht länger nur von den Ausfuhren abhängen, sondern vom Binnenkonsum gestützt werden.
Die Anti-Korruptionskampagne von Präsident Xi Jinping dürfte auf der jährlichen Sitzung der rund 3.000 Delegierten insofern zwar offiziell der zentrale Punkt sein. Daneben werden aber auch eine Reihe weiterer Wirtschaftsthemen wie die Preisentwicklung, aber auch die weitere Öffnung von Chinas Finanzmarkt auf der Tagesordnung stehen.
Analyst Frederik Kunze von der Bank NordLB geht weiterhin von einer sanften Landung der Konjunktur aus. Die Regierung in Peking sei der Entwicklung bisher immer einen Schritt voraus gewesen: "Man ist nicht gewillt, das Wachstum zu sehr nach unten abdriften zu lassen."
Die Politik könne auf eine noch stärkere Abkühlung zum Beispiel mit weiteren Infrastrukturprojekten reagieren, glaubt Kunze. Sie will vor allem in den küstenfernen Provinzen im Westen Chinas die Verkehrswege ausbauen, um den Handel mit Europa unabhängiger von den Seewegen zu machen und die sozialen Ungleichgewichte innerhalb des riesigen Landes abzubauen.
Während des halsbrecherischen Wachstums der Vergangenheit waren viele Arbeiter aus diesen Regionen in die Zentren des verarbeitenden Gewerbes an der Küste im Osten umgesiedelt.