Commerzbank verliert Prozess um Millionen-Boni

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Das Arbeitsgericht Frankfurt sprach einem Ex-Investmentbanker der Dresdner Bank 4,5 Mio. Euro zu. Die Commerzbank überlegt eine Berufung.

Die Commerzbank hatte dem nach der Dresdner-Übernahme ausgeschiedenen Jens-Peter Neumann eine Abfindung von 1,5 Mio. Euro verweigert und den bereits gezahlten Bonus von 3 Mio. Euro zurückgefordert. Den hatte der ehemalige Kapitalmarktchef der Dresdner Bank vor deren Verkauf als Bleibeprämie erhalten.

Commerzbank-Chef Martin Blessing hatte nach einem Verlust von mehr als 6 Mrd. Euro 2008 alle Sonderzahlungen an nachträglich gestrichen. Die Rückforderung an Neumann hatte die Bank mit der verschlechterten Ertragslage begründet.

Das ließ das Arbeitsgericht nicht gelten: "Es ist nicht erkennbar, dass die Ertragslage des Unternehmens in irgendeiner Form zur Geschäftsgrundlage des geschlossenen Aufhebungsvertrages erhoben worden war", begründete das Gericht. Daraus ergebe sich vielmehr, dass die gesamten 4,5 Mio. Euro "als besondere Wertschätzung der Bank" gezahlt werden sollten, falls Neumann bis zum Abschluss der Übernahme bliebe.

Der 50-Jährige Neumann, der die Bank Ende Januar verlassen hat und selbst nicht vor Gericht auftrat, lebt heute auf Zypern. Er ist der erste Investmentbanker, der in Deutschland wegen gestrichener Millionenboni geklagt hatte. Die meisten Verfahren gegen die Commerzbank sind in London anhängig, weil die meisten von Neumanns Untergebenen dort angestellt waren.
Eine Handvoll Prozesse hat sie bereits verloren, in anderen Fällen ließ sie sich auf einen Vergleich ein. Die Vorstände der Dresdner Bank und der Allianz hatten auf Anraten der britischen Finanzaufsicht einen Topf von 400 Mio. Euro bereitgestellt, damit die Investmentbanker nicht schon vor dem Verkauf an die Commerzbank absprangen.

In der von Neumann seit 2006 geleiteten Kapitalmarktsparte war der größte Teil der Bewertungsverluste entstanden, die die Commerzbank tief in die roten Zahlen gerissen hatten. Richter Klaus Köttinger stellte allerdings fest, dass die Bank bereits einen Verlust von 2,9 Mrd. Euro erwartete, als sie den Aufhebungsvertrag mit Neumann unterzeichnet hatte. Neumanns Anwältin Tanja Karhausen sagte, das Minus habe "nicht viel zu tun mit der Leistung des Klägers". Falsche finanzielle Anreize für kurzfristige Erfolge werden für die Fehlentwicklungen in Banken verantwortlich gemacht, die zur Finanzkrise führten.

Der ehemalige Betriebsratschef der Dresdner-Bank-Zentrale, Hans Georg Binder, sprach von einer fatalen Signalwirkung für die übrigen Mitarbeiter der Bank. "Herr Neumann hat schon genug Geld bekommen, er könnte gut darauf verzichten." Neumanns ehemaliger Chef Stefan Jentzsch hatte auf seinen Leistungsbonus für 2008 verzichtet, war aber mit einer Abfindung von 8 Mio. Euro gegangen.

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