Deutschlands börsenotierten Banken fehlen laut JPMorgan bis zu 18,5 Mrd. Euro, um die Eigenkapital-Untergrenze zu erfüllen.
Alle europäischen Banken zusammen müssten sich in den nächsten 6 Monaten rund 53 Mrd. Euro an frischem Kapital besorgen, gut die Hälfte davon, um auf eine Kernkapitalquote von acht Prozent zu kommen, die nach dem G-20-Treffen von Pittsburgh wohl die neue Mindestanforderung werde, schätzen die Analysten von JP Morgan in einer am 5. Oktober verbreiteten Studie. Die andere Hälfte des frischen Geldes bräuchten sie zur Rückzahlung staatlicher Hilfen.
Allein die deutsche Commerzbank habe eine Kapitallücke von 12,2 Mrd. Euro, um 2011 ohne staatliche Hilfe wieder auf acht Prozent Kapitalquote zu kommen. Ohne Kapitalzufuhr käme sie der Studie zufolge dann nur auf 3,8 %. Vorstandschef Martin Blessing hat eine Kapitalerhöhung nicht ausgeschlossen, um die stille Einlage des Staates zurückzuzahlen. Analysten erwarten sie aber erst im Jahr 2011.
Auch die Postbank braucht JPMorgan zufolge 2,7 Mrd. Euro Eigenkapital. "Wir erwarten, dass die Postbank frisches Kapital aufnimmt, noch ehe die Deutsche Bank ihre Beteiligung weiter aufstockt. Der genaue Zeitpunkt hängt aber von der laufenden Transaktion ab", heißt es in der Studie.
Für die Deutsche Bank selbst, die schon fast 30 Prozent an der Postbank hält, veranschlagen die Analysten einen Kapitalbedarf von 3,4 Mrd. Euro. Zwar liege ihre Kernkapitalquote mit 8,7 % über der Schwelle, werde aber infolge der neuen Regeln bis 2011 auf 7,2 % schmelzen. JPMorgan sagt für die Deutsche Bank seit längerem eine große Kapitalerhöhung voraus.
Mehrere europäische Banken hatten sich zuletzt frisches Kapital beschafft, um ihre Kernkapitalquoten aufzustocken, so etwa die italienische Bank-Austria-Muttergesellschaft UniCredit (4 Mrd. Euro) und die norwegische DnB NOR (umgerechnet 1,6 Mrd. Euro). Während die in Osteuropa stark vertretene österreichische Erste Group Bank 1,36 Mrd. Euro brauche, säßen die Schweizer Großbanken Credit Suisse und UBS sogar auf überschüssigem Kapital, glauben die Analysten.
