Nachdem eine Feinunze Gold zu Beginn dieser Woche noch rund 950 US-Dollar gekostet hat, ist der Goldpreis in den vergangenen Tagen auf die Marke von 1.000 Dollar je Unze zugestrebt. Am Mittwoch stieg der Preis des Edelmetalls um mehr als 22 Prozent, am Donnerstag erneut um über 13 Prozent. Händler sehen nun in naher Zukunft den Widerstand fallen - ein Anstieg bis zum Allzeithoch inbegriffen.
"Wir haben schon an die 1.000 Dollar-Marke angeklopft, die werden wir wahrscheinlich bald durchbrechen. Wir reden hier nur noch von etwa 3,5 Prozent", kommentiert Frank Schallenberger, Experte bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), das Geschehen am Goldmarkt. Wenn auch das Allzeithoch von 1.032,70 Dollar vom 17. März 2008 an der Londoner Metallbörse (LME) durchbrochen werden sollte, dann "ist für alle, die an die Charttechnik glauben, der Weg nach oben frei", erklärt der Analyst.
Tatsächlich seien auch die Kursanstiege der letzten Tage großteils durch Charttechnik zu erklären, denn von fundamentaler Seite wären kaum positive Impulse gekommen. Nachdem die Range in den vergangenen Monaten immer enger geworden ist, habe ein Ausbruch aus der Bandbreite nach oben den Goldpreis beflügelt, so die LBBW-Experten. "Wir glauben, dass der Preisanstieg spekulativer Natur ist. Ein kurzzeitiges Überschreiten von 1.000 USD ist wahrscheinlich", schreiben auch die Analysten der Commerzbank in einem aktuellen Kommentar.
15 Tonnen auf einen Schlag gekauft
Für für die LBBW-Analysten kam der plötzliche Anstieg überraschend. Ein positives Zeichen habe zudem der weltgrößte Goldfonds SPDR geliefert, erklärt Schallenberger. Dieser hat allein am Donnerstag 15 t Gold auf einen Schlag gekauft. "Das heißt, die Nachfrage ist da", so der LBBW-Experte.
Von den Fundamentaldaten könnten in absehbarer Zukunft wieder positivere Signale kommen, glaubt Schallenberg. Nachdem die Schmucknachfrage in der jüngsten Vergangenheit wenig dynamisch war, stehen im September und Oktober traditionelle Feiertage in Indien an. Dies sollte ein wenig Schwung in die Schmucknachfrage bringen, so der Experte. Enttäuschende Konjunkturdaten hätten hingegen einen negativen Einfluss auf der Nachfrageseite.
Verhaltener sehen die Analysten der Commerzbank das fundamentale Umfeld für den Goldpreis. Für einen nachhaltigen Anstieg über die Marke von tausend Dollar im Goldpreis mangelt es derzeit an fundamentaler Unterstützung, schreiben die Experten. Auch die für den Goldpreis wichtige Schmucknachfrage aus Indien sehen die Experten verhalten.
Umschichtungen von Aktien in Gold könnten zuletzt ebenfalls einen Beitrag zum Anstieg des Preises geliefert haben. Die jüngste Schwäche an den Aktienmärkten habe die Risikofreudigkeit etwas gedämpft und Anleger in den "sicheren Hafen" des Goldes geführt, erklären Händler. Falls die Inflationsraten im Laufe des Jahres noch ansteigen sollten, könnte Gold noch stärker in den Fokus rücken, sind sich die Experten einig.