Rückkehr der Spekulanten

Hedgefonds mächtiger denn je

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Die hochspekulativen Anlagen feiern ein Comeback.

In der Finanzkrise totgesagt, feiern die Hedgefonds derzeit eine glorreiche Auferstehung. Der Anlagenotstand lockt die Investoren in Scharen in die hochspekulativen Vehikel zurück. Schon im nächsten Jahr dürfte das von Hedgefonds verwaltete Vermögen einen neuen Höchststand erreichen.

Lebenszeichen für die Branche
Bis Ende September kletterten die verwalteten Vermögen der Branche, die in der Krise mit Wetten auf den Verfall der Häuserpreise in den USA für Negativ-Schlagzeilen gesorgt hatte, nach Angaben von Hedge Fund Research auf 1,77 Bill. Dollar (1,26 Bill. Euro). Gemessen an der weltweiten Kapitalisierung der Aktien von rund rund 50 Bill. Dollar und der Anleihen von rund 60 Bill. Dollar mag das nicht nach viel aussehen. Doch für die Branche ist das ein starkes Lebenszeichen. Analysten hatten ihr noch vor kurzem ein Absinken unter die Billionen-Schwelle prophezeit, in Medien war schon vom Ende der Hedgefonds die Rede.

Rekord in Reichweite
Doch nun rückt sogar der Rekordwert von 1,87 Bill. Dollar aus dem Boomjahr 2007 in Reichweite. Der wachsende Anlagebedarf von Staaten und Privatleuten aus dem Nahen Osten und Osteuropa dürfte die Nachfrage ankurbeln. "Wir gehen davon aus, dass im nächsten Jahr die Marke von 2.000 Milliarden Dollar erreicht wird", sagt Cedric Spahr, Chef-Analyst für alternative Anlagen bei Credit Suisse. Er geht von einem jährlichen Anstieg der verwalteten Vermögen von 8 bis 10 % aus, dank Mittelzuflüssen und einer guten Performance der Anlagen.

Bis zu 20 Prozent Rendite
Vergessen scheint der über ein Hedgefonds-Vehikel abgewickelte Madoff-Betrugsfall, vergessen auch die in der Krise enttäuschende Rendite. 2008 verlor ein durchschnittlicher Hedgefonds ein Fünftel seines Wertes. Das war zwar deutlich weniger als Aktien - aber zu viel für eine Branche, die ihren Anlegern Gewinne in allen Marktphasen in Aussicht gestellt hatte. Mittlerweile hat sich das Umfeld für die Fonds, die große Ausschläge lieben, aber einen kompletten Einbruch hassen, verbessert. 2009 brachten die meist kurzfristig orientierten Fonds fast 20 % Rendite, in den ersten neun Monaten 2010 6 %.

Stiftungen und Pensionskassen
Dies zieht vor allem institutionelle Anleger an. Stiftungen und Pensionskassen, die die traditionelle Stammkundschaft der Superreichen immer mehr ablösen, suchen angesichts überteuerter Anleihen- und unsicherer Aktienmärkte händeringend nach Alternativen.

Wachstum als  Verhängnis?
Doch das Wachstum könnte den Hedgefonds auch zum Verhängnis werden. Denn damit wachsen auch die Risiken für das ganze Finanzsystem, die von ihnen ausgehen. Bereits die jüngste Bankenkrise sei von dem schwach regulierten Schattenbanking, zu dem auch Hedgefonds gehören, geprägt worden, mahnte der frühere Schweizer Notenbanker Niklaus Blattner. Das werde das Augenmerk der Aufseher verstärkt auf sie richten: "Verschieben sich dank der Regulierungsreform noch mehr Finanzdienstleistungen in das Schattenbanking, werden sich die Regulatoren gezwungen sehen, ihr Netz vermehrt auch dort auszuwerfen", sagt Blattner.

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