Das große Interview:

Lauda rechnet mit dem ORF ab

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Niki Lauda entfachte Diskussion über „Dancing Stars“. Jetzt fordert er ein ORF-Volksbegehren und ein Aus für die Zwangsgebühren

Es war der Aufreger der Woche: Niki Lauda erregte sich in ÖSTERREICH darüber, dass der ORF Porno-Star Dolly Buster in seiner Show Dancing Stars mittanzen lässt: „Das ist unter jeder Würde!“ Der Staatssender würde sich damit auf „Tutti-Frutti-Niveau“ begeben. Seitdem diskutiert das ganze Land: Darf ein öffentlich-rechtlicher Sender einen Porno-Star im Hauptabendprogramm auftreten lassen? Von Kärntens Landeshauptmann Gerhard Dörfler bis zu Dompfarrer Toni Faber gab es Unterstützung für Lauda.

ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner konterte: „Lauda redet einen fürchterlichen Topfen.“ Buster sei mittlerweile eine seriöse Geschäftsfrau. Im ÖSTERREICH-Interview legt Lauda heute nach – und rechnet mit dem „System ORF“ ab.

Aus für Zwangsgebühren

Was Lauda am meisten stört: die Zwangsgebühren. „Ich muss 270 Euro für etwas blechen, was ich nicht sehen will. Ich hab ja nix zu verschenken“, tobt Lauda. Er will für den ORF keine Gebühr zahlen – solange der Sender seinem „öffentlich-rechtlichen Auftrag nicht nachkommt“. Geht es nach Lauda, dann soll sich der ORF beim Programm an ARD, ZDF und BBC orientieren.

Stiftungsrat reformieren

Und Lauda fordert in ÖSTERREICH eine ORF-Reform. Der Stiftungsrat soll von 35 auf 15 Mitglieder reduziert werden. Und das Gremium dürfe künftig nicht mehr politisch besetzt werden. „Dort sollen unabhängige Fachleute sitzen“, so Lauda.

Lauda stellt sich auch hinter den Protest der ORF-Redakteure gegen die politischen Postenbesetzungen („Ich unterstütze das zu 110 Prozent“). Kritik übt er an der gescheiterten Büroleiter-Besetzung von ORF-Generalintendant Alexander Wrabetz mit dem Ex-SPÖ-Stiftungsrat Nikolaus Pelinka: „Bei der Bestimmung des Büroleiters hatte er eine echt unglückliche Hand. Das war schon ein richtiger Schuss nach hinten.„Pelinka und Buster waren für mich die Tropfen, die das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Jetzt muss eine ORF-Reform her!“

Lauda fordert ein neues ORF-Volksbegehren gegen den politischen Einfluss. „Damit das Publikum selbst entscheiden kann, was es sehen will.“


Das ÖSTERREICH-Interview mit Niki Lauda:

ÖSTERREICH: Herr Lauda, Sie haben die Teilnahme von Dolly Buster bei „Dancing Stars“ kritisiert. Was stört Sie denn so sehr daran?
Niki Lauda: Ich hab nix gegen Dolly Buster und Pornos – ich brauch’ mir das zum Glück nicht anzuschauen. Ich bin sicher nicht prüde, im Gegenteil. Ich finde Frau Buster sogar sympathisch. Aber ich erwarte mir von einem öffentlich-rechtlichen Sender ein gewisses Niveau. Dancing Stars findet ja immerhin im jugendfreien Abendprogramm statt. Es gibt in Österreich ja schließlich ein Rundfunkgesetz – und da steht die Frau Buster sicher nicht drinnen. Da geht es nur um Quotengeilheit.    
ÖSTERREICH: Und diese Quotengeilheit stört Sie?
Lauda: Das stört mich ex­trem. Wenn ich Dancing Stars höre, erwarte ich mir, dass dort Menschen auftreten, die Stars sind. Ich kenne aber überhaupt niemand von denen. Der einzig Positive ist Michael Schönborn, sonst kann man alle vergessen. Die Sendung ist einfach tot, das sollte auch der ORF einsehen und endlich mal seinen öffentlich-rechtlichen Auftrag wahrnehmen, anstatt dauernd schlechte Formate noch schlechter zu kopieren und nachzumachen.  
ÖSTERREICH: Der ORF ist Ihrer Meinung nach niveaulos?
LAUDA: Ja, weil ich den ORF durch die Vielfalt der TV-Sender mit ARD, ZDF und BBC vergleichen muss und dann wird er für mich niveaulos. Obwohl es natürlich auch im ORF gute Sendungen gibt, wie die Nachrichten, Universum, den Report oder den Sport. Aber ich sehe nicht ein, warum ich für so einen Schwachsinn wie Dancing Stars Gebühren zahlen soll.  
ÖSTERREICH: Sie fordern ein Aus für die ORF-Zwangsgebühren?
LAUDA: Ja. Aus für die Zwangsgebühren! Ich muss 270 Euro für etwas blechen, was ich nicht sehen will. Ich hab ja nix zu verschenken. Entweder das Niveau geht hinauf, oder ich sehe nicht ein, warum ich weiter zahlen soll. Der ORF könnte ja auch sagen: „Herr Lauda, Sie brauchen nichts mehr zu zahlen, dafür drehen wir Ihnen ORF 1 und 2 ab.“ Damit hab’ ich kein Problem. Derzeit muss ich aber ORF-Gebühren zahlen, ob mir das gefällt oder nicht. Das ist ja Erpressung.
ÖSTERREICH: In den letzten Wochen gab es auch heftige Kritik an der politischen Postenvergabe beim ORF.
LAUDA: Das ist ja der eigentliche Wahnsinn! Dieses ganze ORF-System ist ja krank und schuld daran, dass wir kein gescheites Fernsehen bekommen. Jeder weiß, dass dort jeder Posten politisch besetzt wird. Aber jetzt hat es die Politik mit der Pelinka-Besetzung endgültig übertrieben. Das hat bei mir das Fass zum Überlaufen gebracht. Die Politik muss loslassen von Dingen, von denen sie zu wenig versteht. Die Menschen spüren das und haben genug davon. Daher geht es ja auch mit den Quoten bergab.
ÖSTERREICH: Der Protest der ORF-Redakteure war also berechtigt?
LAUDA: Ich unterstütze das zu 110 Prozent. Wir sind ja nicht in Russland oder Syrien, wo die Politik einfach die Nachrichten vorgibt. Gott sei Dank hat sich die Redaktion durchgesetzt.
ÖSTERREICH: Wie sollte man den ORF Ihrer Meinung nach reformieren, um so etwas künftig zu verhindern?
Lauda: Der ORF gehört endlich entpolitisiert. Man muss endlich den Stiftungsrat reformieren. Statt 35 sollten dort nur noch 15 Leute sitzen. Und die sollten wirklich unabhängig sein. Die Politik darf da keine Mitsprache mehr haben. Dort sollen unabhängige Fachleute sitzen, kreative Menschen: Schauspieler, Medienmanager, bunt gemischt. Und die sollen dann bestimmen, wer den ORF führt. Und zwar nach qualitativen Kriterien und nicht nach politischen. Das Fernsehen gehört nicht der Politik, sondern uns – wir zahlen ja auch dafür!
ÖSTERREICH: Und wer könnte den ORF richtig führen?
LAUDA: RTL-Chef Gerhard Zeiler wäre sicher jemand gewesen, der das gekonnt hätte. Aber da gab es vonseiten der Politik die Argumentation, dass der versuchen würde, mit dem ORF Geld zu verdienen, und dadurch würde die Qualität sinken! Als ich das gehört habe, konnte ich nur den Kopf schütteln. Die Politik gehört endlich aus dem ORF raus! Es sollte dazu wieder ein ORF-Volksbegehren geben, damit das Publikum selbst entscheiden kann, was es sehen will.
ÖSTERREICH: Apropos Politik: Die Regierung feilt derzeit an einem Milliarden-Sparpaket.
LAUDA: Mir geht das alles zu langsam. Was mich an Österreich stört, ist, dass man immer sagt, wir sind eh im Mittelfeld. Ich möchte immer am schnellsten, am kürzesten Weg zum Ziel kommen. Dann bin ich immer vorne. Der Rechnungshof-Chef hat 599 Sparvorschläge gemacht. Die Regierung braucht sie nur zur Hand zu nehmen und sie von oben herab abzuarbeiten. Das ist ja nicht so schwer. Aber bei uns kommen immer irgendwelche Herr Neugebauers daher und erklären uns, warum das alles nicht geht. Und dann geht das ganze Theater los.
ÖSTERREICH: Wo soll denn konkret gespart werden?
LAUDA: Das Pensionsalter gehört auf 65 Jahre festgesetzt, Frühpensionen gehören endlich abgeschafft und bestraft. Da gibt es eh zig Vorschläge. Aber man sollte, wie gesagt, einfach diese Liste vom Rechnungshof abarbeiten. Es ist ja ganz einfach: Ich muss als Staat wie ein Unternehmen meine eigenen Produktionskosten so herunterfahren, dass ich kein Minus habe. Wir haben das Problem, dass wir zu viel produzieren, und da kommen Verluste raus. Du kannst auch in einer Firma nicht jahrelang Schulden machen, die geht in Konkurs. Und die Regierung macht jahrelang Schulden und sagt, das Volk zahlt eh unsere Schulden. Das ist grundsätzlich falsch. Und so muss man auch das Sparpaket angehen, damit wir endlich schuldenfrei werden.
ÖSTERREICH: Erwin Pröll hat im Zuge der Spardiskussion vorgeschlagen, das Amt des Bundespräsidenten abzuschaffen.
LAUDA: Davon halte ich gar nichts. Das ist eine rein populistische Ansage. Der Bundespräsident ist für uns alle wichtig. Und unser Budgetloch wird nicht kleiner, wenn wir das Amt abschaffen.  
ÖSTERREICH: Aufregung gab es diese Woche auch um die Ordensverleihungen der Regierung.
LAUDA: Ich halte von diesen ganzen Orden nichts. Mir wurden sicher auch schon 10 Orden angeboten. Aber ich brauch’ das nicht für mein Ego. Die Politiker sollten sich einmal fragen, ob ihnen diese Orden überhaupt zustehen.

Interview: Niki Fellner

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