Frankreich empört

Leerverkäufe: Merkels Alleingang kritisiert

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Die französische Regierung sieht anders als die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den Euro nicht bedroht. "Ich glaube absolut nicht, dass der Euro in Gefahr ist", sagte Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde am Donnerstag dem französischen Sender RTL. Der Euro sei eine "glaubwürdige" Währung und sorge seit mehr als zehn Jahren für Stabilität in der Euro-Zone.

Lagarde kritisierte gleichzeitig den Alleingang Deutschlands bei der Einführung eines Verbots von bestimmten Spekulationsgeschäften. Bei dem Verbot von Leerverkäufen habe es keine Abstimmung mit den europäischen Partnern gegeben, sagte Lagarde. Frankreich werde Deutschland dabei nicht folgen.

Die Ministerin wies aber zurück, dass sich die Meinungsverschiedenheiten zwischen Paris und Berlin damit weiter vergrößert hätten. "Wir sind dabei, die fehlenden Teile des europäischen Hauses zu bauen", sagte Lagarde. Dabei sei es normal, dass es auf der Suche nach einem Konsens auch "Konfrontationen" gebe.

Die deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hatte am Dienstagabend ein Verbot besonders spekulativer Geschäfte verhängt: Untersagt wurden unter anderem ungedeckte Leerverkäufe bei Staatsanleihen. Kanzlerin Merkel sagte am Mittwoch in einer Regierungserklärung, der Euro sei in Gefahr und die Währungskrise eine "existenzielle" Bedrohung. Sie kündigte dabei weitere Regulierungsschritte auch ohne internationale Abstimmung an.

Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) empfängt am Donnerstag Finanzpolitiker, Banker und Wissenschafter zu einer internationalen Finanzmarktkonferenz. Im Mittelpunkt der Beratungen der rund 220 Teilnehmer stehen die Reformen der Finanzmarktregulierung und Finanzmarktaufsicht.

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