Massen-Herabstufung von Pfandbriefen droht

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Dem Pfandbriefmarkt droht eine Massen-Herabstufung durch die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P). Die Bonitätswächter kündigten an, eine Senkung der Spitzennoten für fast 1,5 Bill. Euro dieser als relativ sicher geltenden Papiere zu prüfen. Das wäre mehr als die Hälfte des gesamten Marktes - einschließlich verwandter sogenannter Covered Bonds.

Vor allem deutsche Institute wie die Commerzbank-Tochter Eurohypo, die HRE-Tochter Deutsche Pfandbriefbank und viele Landesbanken sind große Emittenten von Pfandbriefen. Das sind Wertpapiere, deren Zins- und Tilgungszahlungen durch Immobilienkredite oder andere Forderungen besichert sind.

"Neue Risiken" durch die Krise

Aus Sicht von S&P haben sich im Verlauf der Finanzkrise neue Risiken im Hinblick auf die Kreditwürdigkeit von Covered Bonds ergeben. Die Verwerfungen an den Märkten hätten Schwachstellen aufgezeigt. So könne ein Verkauf der Sicherheiten im Fall der Zahlungsfähigkeit der emittierenden Bank schwieriger sein als vor der Krise erwartet. Daher will S&P das Rating von Pfandbriefen in vielen Fällen stärker an die Bonitätsbewertung der dahinterstehenden Bank knüpfen und nicht nur an die Qualität der Sicherheiten.

S&P hatte Anfang 2009 eine Überarbeitung der Ratingmethode angekündigt und Stellungnahmen von Marktteilnehmern gesammelt. Die ersten Vorschläge waren auf heftigen Widerstand der Branche gestoßen, daher verzögerte sich die Veröffentlichung der neuen Kriterien.
Bisher haben fast alle Papiere die Top-Note "AAA", weil sie mit den Kreditforderungen überbesichert sind - unabhängig von der Lage der Bank. In der Krise war aber auch der Pfandbriefmarkt zeitweise ausgetrocknet. Die EZB kündigte daraufhin ein milliardenschweres Aufkauf-Programm für Pfandbriefe an.

Der Verband deutscher Pfandbriefbanken erkannte "klare Verbesserungen" in den nun vorgelegten Kriterien im Vergleich zu den ersten Vorschlägen von S&P. Verbandspräsident Henning Rasche warnte allerdings, dass die Anforderungen an die Überdeckung teilweise deutlich steigen würden, wenn man weiter die Spitzennote bekommen wollte. Einziger Grund für die Überprüfung der Ratings sei die Methodikveränderung bei S&P. Die Qualität der Sicherheiten habe sich nicht verschlechtert.

Viele Pfandbriefe überbewertet

Innerhalb von vier Monaten will S&P die Prüfung der Ratings abschließen und die Papiere von der Beobachtungsliste nehmen. In einer ersten Analyse kam die Agentur zu dem Ergebnis, dass 53 % der Pfandbriefe im Schnitt um zwei bis drei Notenstufen schlechter bewertet werden müssten.

Analysten reagierten entspannt auf eine drohende Herabstufung. "Der Pfandbrief wird durch eine mögliche Ratinganpassung seine Stellung als sicheres Refinanzierungsinstrument nicht verlieren", sagte Tobias Meier von der NordLB. "Es gibt keinen Grund, sich deshalb Sorgen zu machen." Die anderen Ratingagenturen bewerteten die Pfandbriefe schon jetzt so ähnlich wie S&P das nun plane. Dort sind größere Herabstufungen bisher ausgeblieben.

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