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Mobilfunker wollen Preisverfall stoppen

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Orange-Chef Krammer: Menschen empfinden, dass Mobilfunk nichts wert ist.

Trotz der enormen technischen Fortschritte bei Handys und obwohl die Leistungen der Mobilfunker für ihre Kunden immer besser werden, sinken die Preise für diese Leistungen stetig. "Das darf so nicht weitergehen, die Menschen empfinden, dass Mobilfunk nichts wert ist", beklagte Orange-Chef Michael Krammer bei einer Podiumsdiskussion des Forums Mobilkommunikation (FMK) am Donnerstag Abend in Wien.

Ein Top-Handy koste derzeit nur noch 25 Euro pro Monat, "das sind fünf Melanges im Cafe Landtmann", sagte Krammer und zog auch einen Vergleich mit der Autobranche, wo es in den vergangenen zehn Jahren etwa beim meistverkauften Auto, dem VW Golf, keine wesentlichen technischen Innovationen gegeben habe, während das heutige Spitzenmodel iPhone ungleich mehr könne als das seinerzeitig Top-Handy, das Nokia 7110.

"Wir haben uns in den letzten Jahren und Jahrzehnten alle über den Preis platziert", so der scheidende FMK-Präsident. Ein Grund dafür sei, dass in Österreich die Mobilfunklizenzen mit großen zeitlichem Abstand vergeben worden seien - zwischen der ersten und der letzten seien sieben Jahre vergangen. "Aber irgendwann kippt das Modell, und da sind wir gerade dabei." Eine Chance, den Preisverfall zu stoppen, sieht Krammer in neuen Services für die Kunden.

Telekom-Austria-Chef Hannes Ametsreiter rechnet mit einer anhaltend rasanten Entwicklung der Branche. "Die Durchdringung mit SIM-Karten wird in einigen Jahren 300 Prozent erreichen." Im Jahr 2015 oder 2020 werde z.B. jedes Auto eine SIM-Karte haben. Derzeit gebe es 5 Mrd. SIM-Karten auf der Welt, dieser Wert werde sich im genannten Zeitraum verzehnfachen. Der damit verbundene Datenverkehr werde sich nicht nur über Funk abwickeln lassen. Der Preiswettbewerb sei hoch, dennoch gebe es daher die Anforderung, auch in die Datennetze zu investieren.

Investitionsbedarf sieht auch der Kabinettchef von Infrastrukturministerin Doris Bures (S), August Reschreiter. "Wir würden gern wie wild den Ausbau von Mobilfunknetzen und Glasfaser fördern." Aber da gebe es zwei Hindernisse: Das Budget und EU-Recht, "weil jede Förderung ist ja auch eine Wettbewerbsverzerrung". Von Förderungen will die Telekom-Sprecherin der ÖVP im Nationalrat, Karin Hakl, nichts hören. Die Politik müsse vielmehr die Rahmenbedingungen schaffen, damit die Firmen "uns ein Festnetz hinlegen, das für die Zukunft tragfähig ist". Das müsse in einer Branche mit so hohen Wachstumsraten auch ohne Förderungen möglich sein. Ein Problem sei das starke Gefälle zwischen Stadt und Land beim Internet-Ausbau, "das wir uns volkswirtschaftlich nicht leisten können".
 

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