In EU

Österreich beim Bahnfahren neue Nummer 1

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Österreicher fuhren 2013 im Schnitt 1.425 Kilometer mit der Bahn.

Die Österreicher und Österreicherinnen sind in der EU die neue Nummer 1 beim Bahnfahren. Österreich hat 2013 im Personenverkehr Frankreich überholt, geht aus dem dritten Monitoring-Bericht der europäischen Schienenregulierungsbehörden (IRG-Rail) hervor, der am Donnerstag von der Schienen-Control in Wien präsentiert wurde. Ein Grund dafür: Bahnfahren ist hierzulande günstiger als im EU-Schnitt.

Die durchschnittlichen Reisekosten lagen in Österreich 2013 bei 5,9 Cent pro Kilometer, in Deutschland bei 8,9 Cent, in Spanien bei 8,2 Cent und in Großbritannien gar bei 15,6 Cent. Untersucht wurden 19 europäische Länder, der nach Ländergröße gewichtete Durchschnitt liegt bei 10 Cent pro Bahnkilometer. Am günstigsten ist Bahnfahren im Kosovo und in Bulgarien, wo die durchschnittlichen Reisekosten bei nur 1,6 Cent pro Kilometer liegen. Auch Ungarn und Polen sind mit 3,3 bzw. 3,8 Cent vergleichsweise günstig. Die Unterschiede begründete die Chefin der Schienen-Control, Maria-Theresia Röhsler, auch mit den Wechselkursen und dem jeweiligen Preisniveau in den einzelnen Ländern.

In Österreich wurden 2013 mit der Bahn 1.425 Kilometer je Einwohner zurückgelegt - das sind um 94 Kilometer mehr als im Jahr davor. In Frankreich gab es hingegen einen Rückgang auf 1.367 Kilometer. Als Dritter ebenfalls am Podest landeten die Dänen mit im Schnitt 1.257 Kilometern. Die Deutschen fuhren statistisch gesehen 1.124 Kilometer mit dem Zug und sind damit in dem Ranking hinter Schweden mit 1.235 Kilometern die Nummer 5. Im Vergleich zum europäischen Durchschnitt von 978 Kilometern pro Fahrgast und Jahr fuhren die Österreicherinnen und Österreicher sogar um 45 Prozent mehr mit der Bahn. Nicht erfasst in der Statistik ist das Bahnland Schweiz. Die Schweizer fahren laut den Schweizer Bundesbahnen (SBB) 2.430 Kilometer im Jahr und sind damit europaweit unangefochten an der Spitze.

Dass Österreich Frankreich überholt hat, erklärt sich Röhsler mit dem Ausbau der Westbahnstrecke. Durch die kürzeren Fahrzeiten zwischen Wien, St. Pölten, Linz und Salzburg sei die Bahn gegenüber dem Auto deutlich konkurrenzfähiger geworden. Der Trend sei auch 2014 laut vorläufigen Zahlen weitergegangen, so Röhsler. Einen Rückgang wegen des eingebrochenen Ölpreises, der Autofahren zuletzt wieder günstiger machte, sieht die Behördenchefin nicht. Röhsler erwartet, dass der Marktanteil der ÖBB-Konkurrenz 2014 weiter gestiegen ist, genaue Zahlen zum Vorjahr sollen im Sommer vorliegen.

2013 zählte die Schienen-Control 33 aktive Eisenbahnunternehmen, mit Ausnahme der Slowakei gibt es nur in den deutlich größeren Ländern Deutschland, Polen und Großbritannien mehr Bahnanbieter. Im Personenverkehr stieg der Marktanteil der ÖBB-Konkurrenten 2013 von 9 auf 12 Prozent. Wie viel davon auf den schärfsten Rivalen, die Westbahn, entfällt, gibt die Behörde nicht bekannt. Der Anstieg sei aber vor allem auf die Westbahn zurückzuführen, die 2013 mit einer Fahrplanverdichtung rund 25 Prozent des Fernverkehrsangebotes zwischen Wien und Salzburg erbracht hat.

Nur in Polen und Großbritannien ist die Liberalisierung weiter fortgeschritten. In Vereinigten Königreich hat die Staatsbahn einen Marktanteil von nur noch einem Prozent, in Polen halten sich die Marktanteile von Staatsbahn und Mitbewerbern die Waage. In Bulgarien, Spanien, Finnland, Griechenland, Kroatien, dem Kosovo und Slowenien gibt es noch keinen Wettbewerb im Personenbahnverkehr.

Im Güterverkehr kommen die ÖBB-Konkurrenten hierzulande auf einen Marktanteil von 19 Prozent, in Deutschland halten die alternativen Anbieter bereits bei 33 Prozent, in Frankreich bei 36 Prozent. Der Durchschnitt liegt bei 32 Prozent. "Generell gilt, je früher die Liberalisierung begonnen wurde, desto höher ist der Marktanteil der Mitbewerber", sagte Röhsler. Mit 21 Mrd. Nettotonnenkilometern belegt Österreich den vierten Platz innerhalb der EU - hinter Deutschland, Polen und Frankreich.

Verkehrsminister Alois Stöger (SPÖ) freute sich über die Ergebnisse des Berichtes: "Sowohl in das Angebot auf der Schiene als auch in die Infrastruktur wurde in Österreich in den letzten Jahren sehr viel investiert. Die enormen Steigerungsraten bei der Zahl der Fahrgäste und bei den gefahrenen Kilometern pro Person zeigen, dass dieses Angebot angenommen wird", erklärte Stöger in einer Aussendung. Laut dem Bericht liegt die Benützungsintensität des Schienennetzes über dem Durchschnitt. Im Personenverkehr gab es 2013 rund 53 Zugfahren pro Kilometer und Tag, im Güterverkehr 19. Der Schnitt liegt bei 44 Zugfahren im Personenverkehr und 11 Zugfahrten im Güterverkehr.

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