Mitten in der Krise

Österreich verklopft gleich zwei Staatsbanken

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Kommunalkredit und Hypo-Alpe-Adria-Ländergesellschaften ausgeschrieben.

Mit der am Donnerstag gestarteten Ausschreibung des Verkaufs der Kommunalkredit Austria AG - der "Good Bank" der 2008 notverstaatlichten Kommunalkreditgruppe - kommt der Bund in Österreich einer Vorgabe der EU nach. Bis 16. August 12 Uhr Mittag sollen sich Interessenten beim Privatisierungsberater Morgan Stanley melden. Der Kauf sollte bis 30. Juni 2013 vollzogen sein. Soweit zumindest die EU-Auflagen und der Ausschreibungstext zum Bieterverfahren in Inseraten in den heutigen großen Zeitungen.

Die staatliche österreichische Bankenbeteiligungsgesellschaft Fimbag ("Banken-ÖIAG") hat sich freilich gleich einen Notausgang in die Ausschreibung hineingeschrieben. Die Fimbag behält sich unter anderem vor, die Frist zu verlängern oder den Prozess auch ganz abzubrechen.

Die in Frage kommenden österreichischen Großbanken haben für den Kauf des wieder auf öffentliche Finanzierungen zurückgestutzten Instituts schon abgewunken.

Nicht einmal die Aussicht auf Ausverkaufspreise locken momentan besonders. Käufer für Banken sind Mangelware, sieht man von Lizenzjägern aus dem Kreis von US-"Heuschrecken" ab. Oder von der Einkaufstour der staatlich kontrollierten russischen Sberbank: Die Russen, die derzeit überall als potenzieller Käufer ersten Ranges gehandelt werden, haben heuer innerhalb weniger Wochen den Kauf der österreichischen Osteuropa-Bankengruppe von der angeschlagenen ÖVAG abgeschlossen und den Milliardenkauf der türkischen Denizbank von der ebenfalls schwer kriselnden Dexia unter Dach und Fach gebracht.

Europa: Nicht weniger als 50 Banken stehen zum Verkauf
Hypo-Alpe-Adria-Chef Gottwald Kranebitter, der die Ende 2009 notverstaatlichte Hypo geordnet abverkaufen muss, hat zuletzt zu bedenken gegeben, dass in Europa zur Stunde nicht weniger als 50 Banken am Markt sind, die die EU ihren Eignern nach öffentlich gestützten Bankenrettungen oder Sanierungen zum Verkauf auferlegt hat.

Die Hypo ist selber auf der Suche nach Abnehmern ihrer Ländergesellschaften. Sollte der Verkauf der Südosteuropatöchter der Hypo Alpe Adria drei oder vier Jahre dauern, will der Hypo-Chef daraus auch aus Brüssel keinen Strick gedreht sehen - es sei denn man bliebe untätig. Man hat die Verkäufe ja schon eingeleitet, wird betont. Als verkaufsbegleitende Investmentbank wurde bei der Hypo die Deutsche Bank beauftragt.

Von der Zeit, die es braucht, bis die Hypo Alpe-Adria-Ländergesellschaften (also Balkantöchter, Österreich und Italien) verkauft sind, hängt ab, wie schwer die Hypo Alpe Adria auf den Taschen der Steuerzahler lastet. Ein Teil, so jedenfalls die bisherige Hoffnung, sollte schon 2014 verkauft sein, der andere 2015. Sollte schon 2013 ein Verkauf möglich sein, wollte man auch dafür aufgestellt sein.

Erleichtern wollten die Hypo-Manager eine Übertragung gesunder Banken zuletzt mit dem Versuch einer Altlasten-Abladung in eine Bad Bank. Die fand aus Gründen der steigenden öffentlichen Schuldenlast bisher nicht das Wohlwollen des Wiener Finanzministeriums. Für einen erfolgreichen Verkauf von Banken ist gerade in Südosteuropa auch eine vorherige Erholung von der dortigen Rezession nötig.

Bisher weniger zeitlichen Stress hat die Republik mit ihrem neuesten Bankanteil, der ihr im April zugefallenen 43-Prozent-Beteiligung an der angeschlagenen ÖVAG (Volksbanken AG). Hier war zunächst die Rede von 2017. Bis dahin muss der Bund aus der ÖVAG spätestens wieder draußen sein. Allerdings sind die EU-Auflagen im EU-Beihilfeverfahren noch nicht bekannt.

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