Diesel teurer als Super

Preistreiberei: Der große Diesel-Betrug

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Ein Liter kostet bis zu 1,549 Euro! 55 Prozent fahren Diesel-Autos.

Diesel teurer als Super – was jahrelang als utopisch galt, ist jetzt Realität. Warum die Preise jetzt rasant steigen und ein Ende nicht in Sicht ist.

Jahrzehntelang war es ein ungeschriebenes Gesetz: Wer ein Diesel-Auto kauft, wird langfristig beim Sprit sparen. Denn Diesel war an den Tankstellen immer deutlich günstiger als Benzin oder Super. Bis jetzt. Schon seit Montag kostet ein Liter Diesel an fast allen Tankstellen des Landes mehr als ein Liter Super. So lagen die Durchschnittspreise im Österreichschnitt gestern bei 1,375 Euro für Super, aber bei 1,385 Euro für einen ­Liter Diesel. Sogar bis zu 1,549 Euro zahlte man gestern in Ansfelden, Haag und Preitenegg. Das war Rekord!

Heute sechsmal so viele 
Diesel-Pkws wie noch 1990
Fest steht: Der Anteil an Diesel-Autos ist in den vergangenen Jahren rasant angestiegen und mit der steigenden Nachfrage erhöht sich automatisch auch der Spritpreis. „Von 4,5 Millionen Pkws in Österreich fahren 55 Prozent mit Diesel. In Deutschland ist der Anteil nur halb so hoch“, erklärt Christian Gratzer vom VCÖ.

Allein seit 1990 hat sich die Zahl jener Autos, die mit Diesel fahren, bei uns versechsfacht. Ein Hauptgrund für diesen rasanten Anstieg: Seit fast zwanzig Jahren wird Diesel in Österreich geringer besteuert als die übrigen Spritsorten (siehe unten). Und das, obwohl Dieselautos laut VCÖ gerade in Ballungsräumen für einen Großteil der Luftverschmutzung verantwortlich seien. Das Verbrennen von einem Liter Diesel verursache 13 Prozent mehr CO2 als ein Liter Benzin.

Spekulanten treiben 
die Preise in die Höhe
Neben der erhöhten Nachfrage (auch die meisten Lkws fahren mit Diesel) gibt es aber auch noch andere Gründe für die Preissteigerungen. So ist der Preis von Diesel erstens eng an den Heizölpreis gekoppelt. Und: Gerade in der Wintersaison wird davon mehr gebraucht und erneut steigen die Kosten.

Zweitens haben besonders Spekulanten den Preisen in den vergangenen Monaten erneut kräftig zugesetzt. „Wir rechnen mit einem Spekulationsanteil von bis zu 30 Prozent. Da wurden jetzt Milliarden gemacht“, erklärt Thomas Woitsch vom ARBÖ. Und drittens sorgt der schwache Euro für einen weiteren Anstieg.

Energieexperten sind daher überzeugt: Deutlich günstiger wird Diesel künftig also sicher nicht mehr.
 

Auch MöSt auf Diesel bald höher

Der VCÖ will Diesel künftig stärker besteuern. ARBÖ und ÖAMTC wehren sich.

Seit 1992 gibt es in Österreich steuerliche Begünstigungen für Diesel. Bedeutet: Für einen Liter Diesel zahlt man derzeit rund 8,5 Cent weniger Mineralölsteuer (MöSt) als für einen Liter Benzin.

Geht es nach dem VCÖ, soll das Privileg allerdings bald fallen. Bis 2015 soll es eine schrittweise Anpassung geben. Genau das würde den Diesel-Preis aber noch weiter ansteigen lassen und genau deshalb gehen jetzt die Autofahrerklubs ARBÖ und ÖAMTC auf die Barrikaden.

„Seit Jahren sind die Autofahrer schon die Melkkuh der Nation. Weitere Teuerungen werden wir nicht akzeptieren“, wettert ARBÖ-Sprecher Thomas Woitsch. Erst am 1. Jänner 2011 wurde die MöSt für Benzin um 4,8 Cent und für Diesel um 6 Cent erhöht.
 

Inflation: Im Würgegriff der Teuerung

Trotz hoher Inflation drohen auch im nächsten Jahr horrende Preissteigerungen.
Kostenspirale. Heuer sind es vor allem die Mineralölprodukte, die uns eine Inflationsrate von zuletzt über 3 % beschert haben. Ohne die extremen Teuerungen in diesem Bereich wäre die Inflation zum Beispiel im heurigen Oktober statt bei 3,6 % nur bei 2,6 % gelegen. Doch die Preisspirale dreht sich munter weiter:

  • Treibstoffe: Entspannung ist nicht in Sicht. Diesel kostet schon mehr als Super, und der Preis steigt kontinuierlich weiter. Die Ölpreise sind konstant deutlich höher als von Experten erwartet.
  • ORF-Gebühren: Ab 1. Juni kommenden Jahres will das Staatsfernsehen ORF 7 % mehr an Gebühren verlangen. Je nach Bundesland zahlt man dann bis zu 25,18 Euro monatlich.
  • Parken wird Luxus: Das rot-grüne Wien plant eine drastische Attacke auf die Geldbörsen der Autofahrer. Für 2 Stunden in der Kurzparkzone will man ab März 4 Euro statt bisher 2,40 Euro verlangen – das sind satte zwei Drittel mehr. Ohne gültigen Parkschein kostet Organstrafe künftig 35 statt 21 Euro.


Wo Sie am billigsten tanken

  • W: Benzbucks, Wagramer
 Straße 40, 1220 Wien
    Diesel: 1,357, Super: 1,347
  • NÖ: Avia Graf, Industriestr. 3, 3470 Kirchberg
    Diesel: 1,348, Super: 1,349
  • OÖ: Tankstelle Bauchinger, 
Magerlstraße 1, 4910 Ried
    Diesel: 1,376
  • K: Magistrat Villach, St. Johanner Straße 20, 9500 Villach
    Diesel: 1,349, Super: 1,288
  • V: Oil!, Furchgasse 2a, 
6845 Hohenems
    Diesel: 1,404, Super: 1,384
  • S: Lagerhaus, Heinz-Lanner-Straße 1, 5122 Ach
    Diesel: 1,409, Super: 1,379
  • ST: Turmöl, Grazer Vorstadt 70, 8570 Voitsberg
    Diesel: 1,319 Super: 1,289
  • T: Rissbacher, Innsbrucker Straße 47, 6230 Brixlegg
    Diesel: 1,389, Super: 1,389
  • B: Landestankstelle Luisser, Grazer Straße 34, Rudersdorf
    Diesel: 1,350


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