Die derzeit mit Fusionsplänen beschäftigte Raiffeisen-Gruppe verspürt wieder Expansionsgelüste in Osteuropa. Die börsenotierte Osttochter Raiffeisen International (RI) interessiert sich für die zum Verkauf stehende polnische Bank Zachodni WBK, berichtet das "WirtschaftsBlatt". "Wir schauen uns die Bank an", bestätigte RI-Sprecher Michael Palzer der Zeitung.
Die Frage sei aber, wie Raiffeisen den Deal finanzieren könnte, werde doch der 70-Prozent-Anteil der Allied Irish Bank, die ihre polnische Tochter abstoßen muss, derzeit an der Börse mit 2,9 Mrd. Euro bewertet. Die gesamte BZ WBK ist damit rund 4,1 Mrd. Euro wert.
Der Preis für das BZ-WBK-Aktienpaket dürfte auf über 3 Mrd. Euro steigen, vermutet das Blatt und verweist auf die zahlreichen Institute, die am lukrativen polnischen Markt interessiert seien. Ihre Fühler ausstrecken würden dem Vernehmen nach sowohl die beiden französischen Großbanken Societe Generale und BNP Paribas als auch die Bank-Austria-Mutter UniCredit, die in Polen schon die Pekao Bank besitzt. Als Interessenten würden auch die spanische Santander und die niederländische Rabobank gelten. Nicht mitbieten werde dagegen die Erste Group, so die Zeitung: "Wir sind nicht interessiert", wird Erste-Group-Sprecher Michael Mauritz zitiert. Wer das Rennen machen wird, soll laut irischen Eigentümern bis Ende September feststehen.
Die BZ WBK betreibt 512 Filialen und ist stark im Brokerage- und Fondsgeschäft tätig. 2009 erzielte sie 886 Mio. Zloty (229 Mio. Euro) Gewinn, um knapp vier Prozent mehr als im Jahr davor. Die Ziele sind ehrgeizig: Bis 2011 soll der Marktanteil in ganz Polen auf 10 Prozent steigen - derzeit sind es über 6 Prozent, damit ist die Bank die Nummer 5 im Land. Marktführer in Polen ist die staatlich kontrollierte PKO BP.
Raiffeisen hat nach eigenen Angaben in Polen rund 3 Prozent Marktanteil. 3.000 Mitarbeiter arbeiten für die österreichische Bank, die bei ihrer polnischen Tochter im Vorjahr einen Gewinneinbruch von 66 Prozent auf 34 Mio. Euro hinnehmen musste.