Richter billigt "zweites Leben" für Lehman Brothers

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Die insolvente US-Investmentbank darf vorerst weiterbestehen: Ein Richter hat am Donnerstag die Ausgründung eines Vermögensverwalters namens Lamco genehmigt. Der soll fünf Jahre lang die verbliebenen Vermögenswerte für die Gläubiger mehren. Die Hoffnung ist, dass am Ende mehr Geld herauskommt als bei einem Verkauf heute erlöst würde.

Nach dem im März vorgelegten Plan sollen 455 Mitarbeiter zu Lamco wechseln, 220 Mitarbeiter sollen bei Lehman Brothers bleiben und die Abwicklung der gestrauchelten Bank weiter vorantreiben. Lehman Brothers war im September 2008 in die Pleite geschlittert und hatte damit für eine Schockwelle an den Finanzmärkten gesorgt.

Noch immer warten die meisten Gläubiger auf ihr Geld. Der Insolvenzverwalter muss 65.000 Gesuche abarbeiten. Ursprünglich lag die Gesamtsumme der Forderungen bei 819 Mrd. Dollar. Bei etlichen hat sich aber herausgestellt, dass sie doppelt vorlagen, offensichtlich falsch oder zu hoch angesetzt waren. Am Ende will der Insolvenzverwalter Forderungen über rund 260 Mrd. Dollar akzeptieren. Darauf werden dann die vorhandenen Vermögenswerte verteilt.

Die weitreichenden Verflechtungen der einst mächtigen Investmentbank machen die Aufarbeitung der Pleite so kompliziert. Zu allem Überfluss schwelt auch noch ein Streit darüber, ob andere Finanzhäuser unrechtmäßig Kapital aus der Insolvenz geschlagen haben. Besonders die britische Barclays Bank ist unter Beschuss geraten. Sie hatte sich den größten Batzen von Lehman Brothers einverleibt - rückblickend für einen Schnäppchenpreis von nicht einmal 2 Mrd. Dollar.

Lamco nimmt am 1. Mai die Arbeit auf. Nach Angaben der Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg sollen die Vermögensverwalter aus aktuell veranschlagten Buchwerten von 25 Mrd. Dollar letztlich rund 41 Mrd. Dollar machen. Später soll Lamco wegen seines "reichlichen Erfahrungsschatzes" auch für externe Kunden arbeiten, die in Bedrängnis geraten sind. Gedacht wird dabei etwa an gestrauchelte Hedgefonds. Die Gewinne fließen an die Gläubiger.

Lehman Brothers hatte sich mit US-Hypothekenpapieren verspekuliert. Die Aufarbeitung der Hintergründe der Pleite gipfelte kürzlich in einem 2200 Seiten starken Bericht eines Sonderermittlers, der dubiose Bilanzpraktiken ans Licht brachte. Die US-Börsenaufsicht SEC untersucht derzeit, inwiefern auch andere Häuser ihre riskanten Geschäfte verheimlicht haben oder noch verheimlichen.

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