Schuldenkrise in Europa

Österreich 
im Visier der Spekulanten

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Die Zinsen schnellen in die Höhe - Triple-A-Verlust kostet 3 Mrd. pro Jahr.

Jetzt schwappt die europäische Schuldenkrise endgültig auch auf Österreich über. Vor allem österreichische Staatsanleihen geraten zunehmend unter Druck. Die Verzinsung der sogenannten 10-jährigen Staatsanleihen stieg gestern auf 3,7 Prozent. Zum Vergleich: Anfang Oktober zahlte Österreich für die Anleihen nur 2,5 Prozent Zinsen. Die Abstände zur deutschen Bundesanleihe waren mit 186 Basispunkten zuletzt in den frühen neunziger Jahren so hoch. Auch internationale Finanz-Experten werten den Absturz Österreichs an den Finanzmärkten als Alarmzeichen. Immerhin galt Österreich bisher als „sicherer Hafen“ für Anleger – nun geraten wir ins Visier der Spekulanten.


Österreich 
im Visier der Spekulanten
© APA

(c) APA

„Es sind aber vor allem Banken, Versicherungen und konservative Investoren, die sich wegen der europäischen Schuldenkrise von Ländern wie Österreich, den Niederlanden, Frankreich und Belgien abwenden, deswegen steigen die Zinsen. Deutschland ist die einzige Ausnahme“, erklärt Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer. Wenn Österreich neue Anleihen auflegen will (spätestens Anfang 2012), werden diese höheren Zinsen zum Problem.

Insider: "Verlust des Triple-A ist wahrscheinlich"
Die Abwertung an den Finanzmärkten droht Österreich in eine gefährliche Abwärtsspirale zu ziehen. Wie ÖSTERREICH erfuhr, führt die Rating-Agentur Moody’s diese Woche in Österreich zahlreiche Gespräche mit Banken, Finanz-Experten und dem Finanzministerium. Schon kommende Woche soll das Ergebnis präsentiert werden. Und dann droht Österreich der Finanz-GAU: „Es ist davon auszugehen, dass Österreich von AAA auf AA+ abgestuft wird“, erklärt ein in den Rating-Prozess eingeweihter Insider. Denn für die wichtigsten österreichischen Märkte Osteuropa und Italien ist der Ausblick negativ. Ein Verlust des Triple-A-Ratings – die beste Bonitäts-Stufe – würde Österreich bis zu 3 Milliarden Euro pro Jahr kosten.

Auch die Regierung ist hochgradig nervös: Das ganze Wochenende über gab es Krisengespräche mit Kanzler Werner Faymann, Vizekanzler Michael Spindelegger und Finanzministerin Maria Fekter. Das Ergebnis: Anfang der Woche wurde die Schuldenbremse präsentiert – um unser Ranking doch noch in letzter Minute zu retten.

Das dürfte aber zu wenig sein: „Die Schuldenbremse ist für dieses Rating zu spät gekommen. Das Urteil der Rating-Agentur steht wohl schon fest“, so der Rating-Insider.


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Infografik (c) dapd/Vectur
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